FRANKFURT (Dow Jones)--Unsere Auswahl an Ereignissen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, die in der Woche im Fokus stehen werden (Angaben in Ortszeit Deutschland):


1. Chemie vor der Rezession 

Die Chemiekonjunktur kommt ins Stottern, das wird der aktuelle Bericht des Branchenverbandes VCI deutlich zeigen. Unternehmen litten zuletzt massiv unter der exorbitanten Inflation bei Rohstoffen und Energie. Preiserhöhungen gegenüber den Kunden konnten die Belastungen nur teilweise kompensieren, zeigten die zuletzt vorgelegten Quartalszahlen der großen Konzerne. Zudem sinken die Absatzmengen. Inzwischen ist zumindest der Gaspreis zurückgekommen, dafür rückt die Rezession näher. Das Ifo-Institut fand in einer Umfrage bereits heraus, dass sich die Lage der drittgrößten deutschen Industriebranche im Oktober weiter verschlechtert hat. Nur die Erwartungen scheinen demnach nicht weiter in den Keller zu gehen. Das genaue Bild wird nun der VCI liefern.

>>> Montag, 14. November 2022; 10:00


2. Quo vadis Marge bei Infineon Technologies? 

Das Vertrauen des Marktes in die Ertragskraft des größten deutschen Chipherstellers ist ungebrochen. Die zuletzt noch angehobene Jahresprognose wird laut Analystenkonsens erfüllt, bei der Marge sogar übererfüllt. Angesichts der zu erwartenden Rezession richtet sich der Blick aufs neue Jahr: Die Erwartungen - 6,3 Prozent Umsatzwachstum und 100 Basispunkte weniger Marge - sind zwar nicht überschäumend, aber angesichts des Umstandes, dass der lange Aufschwung der Halbleiterbranche sich wohl dem Ende nähert, doch nicht ganz selbstverständlich. Einige Analysten hoffen gar darauf, dass CEO Jochen Hanebeck mit Mittelfristzielen um die Ecke kommt.

>>> Dienstag, 15. November 2022; 07:30


3. Eurostat bestätigt BIP-Anstieg von 0,2 Prozent im dritten Quartal 

Eurostat veröffentlicht eine zweite Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums im dritten Quartal. In erster Veröffentlichung war ein Zuwachs von 0,2 Prozent gemeldet worden, und es gibt keinen Anlass, an einer Bestätigung dieses Werts zu zweifeln. Es würde sich damit das Bild einer bis dahin überraschend widerstandsfähigen Wirtschaft bestätigen, die allerdings im vierten Quartal schrumpfen dürfte. Die EU-Kommission geht ausweislich ihrer Herbstprognose nicht davon aus, dass das BIP 2023 sinken wird.

>>> Dienstag, 15. November 2022; 11:00


4. Trump verkündet bereits angekündigte Kandidatur 

Die "rote Welle" oder gar der "rote Tsunami" ist bei den Zwischenwahlen zum US-Kongress ausgeblieben. Es wurde nur ein "rotes Plätschern". Ex-Präsident Donald Trump hatte sicherlich mit einem Triumph der Republikaner gerechnet, als er schon vor dem Urnengang seine Kandidatur verkünden wollte. Kritiker in den USA ätzten: "The rooster wants to take credit for the sunrise." Jetzt ist es ganz anders gekommen. Parteifreunde hatten Trump inständig gebeten, seine Kandidatur erst nach der Zwischenwahl zu verkünden, um die Abstimmung nicht zu einem Referendum über seine Person zu machen. Stattdessen wollten die Republikaner Themen wie Inflation, Wirtschaft, Sicherheit und Migration in den Vordergrund stellen. Trump befolgte die interne Bitte zwar, aber in typischer Manier kündigte er stattdessen die Ankündigung seiner Kandidatur an. Ob Trump tatsächlich wieder der Kandidat der Republikaner wird, steht indessen keineswegs fest. Mit dem in Florida wiedergewählten Gouverneur Ron DeSantis hat Trump einen starken Konkurrenten erhalten.

>>> Dienstag, 15. November 2022; 23:59


5. Biden/Xi-Treff als Einstieg in den G20-Gipfel auf Bali 

Bevor der Gipfel richtig los geht, geht es schon zur Sache - mit einem kurzfristig vereinbarten kleinen Gipfel zweier Großmächte. US-Präsident Biden trifft am Tag vor dem offiziellen Start Chinas Staatschef Xi Jinping. Gerade bilaterale Gespräche wie dieses dürften den wahren Wert des G20-Summits auf Bali ausmachen. Xi zum Beispiel will auch mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und weiteren Regierungschefs sprechen. Bundeskanzler Scholz, der auch auf die Insel reist, steht bislang nicht auf der Liste, nachdem er gerade in Peking vorstellig geworden war. Fehlen wird ein Staatschef in der G20-Runde: Russlands Wladimir Putin, der sich von Außenminister Sergej Lawrow vertreten lässt.

>>> Dienstag, 15. und Mittwoch, 16. November 2022


6. Gamesa ist nun keine Ausrede mehr bei Siemens Energy 

Siemens Energy sollte den Analystenkonsens leicht übertreffen, um mit seinen Zahlen nicht zu enttäuschen. Denn die spanische Windturbinentochter Siemens Gamesa hat nach einigen Quartalen mit maximal roten Zahlen wieder Gewinn gemacht und zwar mehr als erwartet. Damit hängt nun die Bewertung der Jahresbilanz des Mutterkonzerns davon ab, ob der in seinen ureigenen Geschäften liefert. Die Latte der Analysten hängt tief: Sie rechnen mit einer bereinigten Gewinnmarge von nur 1,4 Prozent - während das Unternehmen selbst etwa 2 Prozent schaffen wollte. Spannend auch: Wie wird's im neuen Jahr? Tochter Gamesa hat auf eine Prognose verzichtet und nur sybillinisch ein Übergangsjahr angekündigt.

>>> Mittwoch, 16. November 2022; 07:00


7. Um Siemens macht sich keiner Sorgen 

Analysten messen den Siemens-Zahlen für 2021/22 wenig Überraschungspotenzial bei: Bis zu den Margen der einzelnen Sparten liegen ihre Schätzungen innerhalb der Zielkorridore des Unternehmens. So richten sich alle Blicke auf den Ausblick. Hier sind die Erwartungen hoch: Trotz Rezession soll Siemens etwa den Gewinn liefern, der vor der Russland-Abschreibung im abgelaufenen Geschäftsjahr geplant war. Der Markt würde es aber tolerieren, wenn Siemens mit seiner Prognose darunter bliebe, meinen einzelne Analysten. So sei Healthineers, Siemens' Medizintechniktochter, bei ihrer Prognose ungestraft hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Und überhaupt: Wer wie Siemens für rund 100 Milliarden Euro Aufträge im Bestand hat, kann auch einen Konjunktureinbruch wegstecken.

>>> Donnerstag, 17. November 2022; 07:00


8. Die Erwartungen an Thyssenkrupp sind klein 

Angesichts der ungewissen konjunkturellen Aussichten sind die Erwartungen bei Thyssenkrupp schon wieder tief gesteckt. Die zuletzt hohen Gewinne in der Stahlerzeugung und im Werkstoffhandel dürften im Schlussquartal massiv zusammengeschmolzen sein: 200 Millionen Euro EBIT werden im Schnitt erwartet - gut 500 Millionen Euro mehr waren es im Quartal zuvor. Entscheidender wird sein, ob es im neuen Jahr gelingt, die Mittelabflüsse endlich zu stoppen. Die Mehrheit der Analysten geht davon aus, einzelne glauben es aber nicht. Neues dazu, was mit dem Stahlgeschäft passiert oder wann der IPO des Wasserstoff-Geschäfts kommt, dürfte es erst bei einem kleinen Kapitalmarkt-Update geben, das in der Folgewoche geplant ist.

>>> Donnerstag, 17. November 2022; 07:00


9. Sinken die deutschen Auftragsbestände? 

Die Auftragsbestände der deutschen Industrie kennen seit Mai 2020 nur eine Richtung: aufwärts. Von Monat zu Monat füllen sich die Auftragsbücher immer mehr und verzeichnen Rekorde, weil die Neuaufträge schneller als die Produktion zunehmen. Aber damit könnte nun Schluss sein. Das Statistische Bundesamt meldete kürzlich, dass die Umsätze im verarbeitenden Gewerbe im Oktober höher gewesen sind als sie Auftragseingänge. Das wäre angesichts des hohen Auftragsniveaus kein Beinbruch, zumal die deutschen Unternehmen von ganz anderen Dingen an einer reibungslosen Produktion gehindert werden. Es würde aber einen Wendepunkt markieren.

>>> Donnerstag, 17. November 2022; 08:00


10. Der Tag der britischen Finanzwahrheiten, -pläne, -hoffnungen 

Mit zwei Wochen Verspätung - wegen des Wechsels an der Regierungsspitze - wird Großbritannien mit Wirtschafts- und Finanzzahlen und -plänen überschwemmt. Schatzkanzler Hunt wird die politische Realität und Planung im Unterhaus vorstellen - den mittelfristigen Fiskalplan der Regierung. Der neue Premier Sunak, einst selbst Finanzminister, weiß um die Wichtigkeit, dass der Haushaltsentwurf ein Treffer wird. Erneute Marktturbulenzen, wie sie die auf Pump finanzierten Steuersenkungsideen seiner Vorgängerin Truss und ihres Treasurers Kwarteng ausgelöst haben, würden das Königreich in eine noch tiefere Krise stürzen. Doch ein tragfähiges Paket aus höheren Steuern, kräftigen Einsparungen und am besten noch Visionen war nicht auf die Schnelle zu schnüren, deshalb die Verschiebung. Am gleichen Tag wird das Office for Budget Responsibility (OBR), die unabhängige Haushaltsbehörde des Landes, seine, mit Sicherheit von Düsternis geprägten Prognosen vorlegen - quasi zum Abgleich der Regierungspläne.

>>> Donnerstag, 17. November 2022


11. Banken geben Milliarden an TLTRO-Liquidität zurück 

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Bedingungen der langfristigen und gezielten Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) nachträglich unattraktiv gemaccht hat, dürften Banken die so aufgenommene Liquidität in nennenswertem Umfang zurückgeben. Analysten rechnen mit Beträgen zwischen 500 und 1.000 Milliarden Euro für den ersten möglichen Rückzahlungstermin, den die EZB geschaffen hat, und das ist der 23. November, wenn die Rückzahlung wertgestellt wird. Mitgeteilt wird das Volumen aber schon am Freitag zuvor. Die Überliquidität im Bankensystem ist allerdings noch riesig - zuletzt betrug sie 4.729 Milliarden Euro - so dass ein Anstieg der Geldmarktsätze eher nicht zu erwarten ist. Bei einem weiteren Abbau der Überliquidität allerdings könnte sich der Geldmarktsatz vom Bankeinlagensatz lösen und in Richtung Hauptrefinanzierungssatz wandern, der um 50 Basispunkte höher liegt.

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November 11, 2022 10:13 ET (15:13 GMT)