Zürich (awp) - Die Zurich Insurance Group hat im laufenden Jahr nach neun Monaten an Volumen zugelegt, insbesondere im Lebengeschäft. Der Versicherer bleibt auf Kurs, um die bis 2019 angestrebten Ziele zu erreichen. Aus dem von krisengeplanten Venezuela zieht sich die Gruppe zurück.

Im grössten Geschäftsteil, der Schaden­ und Unfallversicherung (P&C), wuchsen die Bruttoprämien der Zurich in den Monaten Januar bis September nur leicht um 2 Prozent auf 25,9 Milliarden US-Dollar. Ohne Währungseffekte und Übernahmen sei das Volumen stabil auf Vorjahresniveau stehen geblieben, teilte die Zurich am Donnerstag mit. Etwas Rückenwind erhielt die Gruppe von steigenden Tarifen.

Das Wachstum in der Region Asien-Pazifik und Lateinamerika sei durch den Rückgang in Nordamerika gebremst worden, so die Zurich. In den USA hat die Zurich Massnahmen ergriffen, um die Rentabilität des Geschäfts zu verbessern. Das ist auch mit dem Verzicht auf Geschäft verbunden, welches zu wenig Gewinn abwirft.

In Europa wuchs man im Schweizer Firmenkundengeschäft und in Portugal. Dieser Anstieg sei aber von Rückgängen in Deutschland oder Grossbritannien aufgehoben worden. Ein Wachstum von 15 Prozent erzielte die Zurich in der kleineren Region Asien-Pazifik. Zwei Drittel des Anstiegs habe man in der australischen Reiseversicherung erzielt, wo vor rund zwei Jahren die Gesellschaft Cover More zugekauft wurde.

Auftrag aus Chile

In der Lebensversicherung steigerte die Zurich im Neugeschäft das Jahresprämienäquivalent um 3 Prozent auf 3,57 Milliarden Dollar. Auf vergleichbarer Ebene, vor allem um den Verkauf des britischen betrieblichen Finanzvorsorgegeschäfts bereinigt, resultierte gar ein Anstieg von 25 Prozent. Beim Jahresprämienäquivalent werden den neu dazu gewonnenen laufenden Prämien noch 10 Prozent der Einmalprämien aus dem Neugeschäft zugerechnet.

Die Kennzahl wuchs am stärksten in Lateinamerika (+46%), was die Zurich auf den Gewinn eines Risikoschutz-Auftrags im chilenischen Firmenkundengeschäft zurückführt. Da sei es um eine staatliche Ausschreibung zu Risiken wie Invalidität und Todesfall gegangen, erklärte Finanzchef George Quinn im Gespräch mit AWP.

Auch im eher kleinen Nordamerika-Geschäft erzielte die Gruppe dank guter Nachfrage nach Risikoschutz-Produkten eine klare Steigerung von 30 Prozent, während sich in Europa (+16%) Märkte wie Spanien, Italien, der Schweiz oder Grossbritannien gut entwickelten. Insgesamt wuchs der Wert des Neugeschäfts der Gruppe um 6 Prozent.

Zulegen konnte auch der US-Partner Farmers, für den die Zurich Dienstleistungen erbringt. Die Gebühren aus diesem Geschäft nahmen im laufenden Jahr leicht um 1 Prozent auf 2,18 Milliarden Dollar zu. Farmers wächst vor allem im Osten der USA, wo man zuletzt den Markteintritt gewagt hatte.

Verkauf in Venezuela

Die Zurich verzichtet an ungeraden Quartalen auf die Veröffentlichung von Gewinnzahlen. Sie nimmt aber zur Kapitalposition Stellung. Per Ende September stand die geschätzte Kapitalquote des firmeneigenen Zurich Economic Capital Model (Z-ECM) wie im Juni bei geschätzt 134 Prozent.

Darüber hinaus geht das Unternehmen davon aus, dass die Verluste aus Wetterereignissen und Naturkatastrophen der ersten neun Monaten leicht über den Erwartungen liegen. Konkrete Zahlen zu den Kosten wollte Finanzchef Quinn nicht nennen. Für den Hurrikan "Michael", der im vierten Quartal über Florida hinweg gezogen ist, werden Kosten im Umfang von 175 Millionen Dollar erwartet.

Weiter plant die Zurich, im nächsten Jahr ihr Geschäft im kriselnden Venezuela zu verkaufen. Einen Käufer gibt es, doch müsse man zunächst die Zustimmung der zuständigen Behörden abwarten, bevor man Details kommuniziere, so Quinn. Bereits heute geht die Zurich davon aus, dass die Transaktion den Gewinn im Jahr 2019 aufgrund negativer Währungseffekte mit 258 Millionen Dollar belasten wird.

Grundsätzlich sei man aber mit den bis 2019 gesetzten Ziele "auf Kurs", so Quinn. Bis dahin will der Konzern etwa die Kostenbasis verglichen mit 2015 um 1,5 Milliarden Dollar senken. Davon wurden bis Ende Juni 900 Millionen umgesetzt, weitere 200 Millionen sollen in der zweiten Jahreshälfte folgen.

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