(neu: Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Zalando hat mit vorläufigen Geschäftszahlen für das zweite Quartal für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Börsianer bejubelten am Dienstag die starke Ergebnisentwicklung und die angehobene Gewinnprognose des Online-Modehändlers. Anleger, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, wurden auf dem falschen Fuß erwischt.

Der Konzern habe bewiesen, dass er trotz Gegenwinds für die Branche und der hohen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr seinen Marktanteil noch steigern könne, lobten die Experten des Analysehauses Kepler Cheuvreux.

AKTIE SPRINGT KNAPP 22 PROZENT HOCH

Mit einem Sprung bis auf 32,695 Euro schaffte es die Aktie auf den höchsten Stand seit Mitte Januar. Zum Handelsende stand ein Plus von 21,75 Prozent auf 32,550 Euro zu Buche, was Zalando zum unangefochtenen Spitzenreiter im MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen machte.

Jamie Merriman von Bernstein Research sah Leerverkäufer auf dem Rückzug, was Kurse zusätzlich antreiben kann. Solche Anleger setzen auf fallende Kurse, indem sie sich Aktien leihen, diese direkt verkaufen und darauf hoffen, die Papiere später günstiger zurückkaufen zu können. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein. Bei steigenden Kursen entstehen im Umkehrschluss Verluste. Diese können Leerverkäufer dadurch begrenzen, in dem sie sich zügig wieder mit Aktien eindecken.

REKORDHOCH KOMMT WIEDER IN SICHTWEITE

Seit dem Zwischentief von 22,805 Euro Ende Juni hat sich die Zalando-Aktie um fast 43 Prozent erholt - das Rekordhoch bei 36,630 Euro aus dem Dezember rückt wieder in greifbare Nähe. Im Herbst 2014 war die Aktie für 21,50 Euro an die Börse gebracht worden und zunächst bis auf gut 17 Euro abgesackt, bevor es aufwärts ging.

Zalando hatte den Umsatz zwischen April und Juni ersten Daten zufolge um rund ein Viertel gesteigert und rechnet für das Gesamtjahr mit einer ähnlichen Entwicklung - beides entspricht in etwa den Markterwartungen.

Die operative Gewinnentwicklung fiel dagegen deutlich besser aus als erwartet: Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sollte auf 68 bis 88 Millionen Euro gestiegen sein. Das ist bis zu fast dreimal so viel wie vor einem Jahr und liegt weit über der Konsensschätzung, wie Commerzbank-Analyst Andreas Riemann betonte.

'BRILLANTES ERGEBNIS'

Für 2016 strebt Zalando nun eine operative Marge von 4 bis 5,5 Prozent (Vorjahr: 3,6 Prozent) an - damit liegt die Zielspanne einen Prozentpunkt höher als bisher. Ein Händler sprach von einem "brillanten Ergebnis", zumal einige Analysten erwartet hätten, Zalando werde das obere Ende der Margenprognose senken statt erhöhen.

Jörg Frey vom Analysehaus Warburg Research erinnerte daran, dass Zalando in den vergangenen vier Quartalen eine rückläufige Marge verzeichnet habe. Daher sei die aktuelle Entwicklung eine besonders gute Nachricht und untermauere auch die Glaubwürdigkeit des langfristigen Margenziels von 7 bis 13 Prozent. Zudem sei die Aktie angesichts des 30-prozentigen Bewertungsabschlags gegenüber dem britischen Konkurrenten Asos günstig. Sollte Zalando diese Lücke wie von Frey erwartet schließen, wären Rekordstände in Sicht./gl/das/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---