BERLIN (dpa-AFX Broker) - Der Onlinehändler Zalando hat mit einem überzeugenden Schlussquartal erst einmal die jüngsten Wachstums- und Zukunftszweifel beiseite gewischt. Auch der Ausblick auf das laufende Jahr überzeugte die Investoren. Was im Unternehmen los ist, was die Aktie macht und was Experten dazu sagen.

DAS IST LOS BEI ZALANDO:

In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres zogen die Geschäfte bei Zalando kräftig an. Zudem kündigte Co-Vorstandschef Rubin Ritter bei der Vorlage der Jahreszahlen in der vergangenen Woche ein weiter kräftiges Wachstum an. Auch die zuletzt arg gebeutelte Profitabilität soll sich wieder verbessern.

Bis 2023/24 sollen die Umsätze von zuletzt knapp 5,4 Milliarden auf etwa 13 Milliarden Euro anziehen. Der Marktanteil soll dabei in den kommenden fünf bis zehn Jahren ausgebaut werden - auf mehr als 5 Prozent von derzeit 1,5 Prozent europaweit. Dabei dürfte der Onlineanteil im Modesegment in Europa insgesamt weiter vergleichsweise gering bleiben.

So rechnen Branchenexperten für die kommenden 5 bis 10 Jahre mit einem Marktvolumen von insgesamt rund 450 Milliarden Euro pro Jahr, der Anteil des Onlinegeschäfts dürfte sich auf 25 Prozent belaufen. 2018 lag der Onlineanteil am Modegeschäft bei 15 Prozent. Andere Kategorien wie etwa die Unterhaltungselektronik kommen dagegen den Angaben zufolge auf einen deutlich höheren Onlineanteil.

Zalando will weiter Geld in maßgeschneiderte Angebote stecken und international expandieren. Zudem soll das Partnerprogramm ausgebaut werden, mittels dem Markenanbieter ihre Produkte auf der Zalando-Plattform direkt an Kunden verkaufen können.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Experten reagierten größtenteils begeistert auf die Bilanz und die Wachstumsaussichten. Zahlreiche Häuser wie zum etwa die Credit Suisse, Goldman Sachs, Hauck & Aufhäuser, Societe Generale oder Warburg erhöhten ihre Kursziele.

Insgesamt blicken die von dpa-AFX erfassten Experten vorsichtig optimistisch auf die weitere Kursentwicklung der im MDax gelisteten Aktie. 9 der 21 im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten empfehlen das Papier weiter zum Kauf, zehn haben eine Halten-Einstufung und nur zwei raten derzeit zum Verkauf.

Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 36 Euro rund sieben Prozent über dem aktuellen Kurs. Auffällig dabei ist die große Spanne der Ziele von 14 bis 56 Euro. Die größten Pessimisten kommen dabei aus dem Hause Berenberg. Die beiden Analysten Michelle Wilson und Graham Renwick hatten erst Mitte Februar ihr Kursziel von 27 auf 14 Euro gesenkt und ihre Verkaufsempfehlung bekräftigt.

Sie begründeten den Schritt mit dem hohen erwarteten Barmittelabfluss. Zalando verfüge zwar noch über reichlich Liquidität, dürfte diese aber binnen drei Jahren aufgebraucht haben. Optimistischer sieht Barclays-Experte Andrew Ross die Lage. Er bestätigte nach den Zahlen und dem Ausblick seine Kaufempfehlung und sein Kursziel von 45 Euro. Der Fokus liege jetzt wieder auf der langfristigen Geschäftsentwicklung. Und die ist nach Ross' Erwartung gut: Starke Kundenzahlen, Größeneffekte und ein stärkeres Engagement bekannter Marken dürften Wert schaffen.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Für das Zalando-Papier waren das 2018er-Ergebnis und die Wachstumsziele ein Befreiungsschlag - am Tag der Bekanntgabe legte der Kurs um 24 Prozent zu, die Aktie baute die Gewinne seitdem auf fast 30 Prozent aus. Das Ende 2018 erreichte Zwischentief von 20,99 Euro konnte Zalando damit erst einmal deutlich hinter sich lassen.

Von dem im Sommer erreichten Rekordhoch von 50,34 Euro ist die Aktie allerdings auch noch ein gutes Stück entfernt. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres waren die Papiere im Zuge der allgemeinen Schwäche des Technologiesektors, der Sorgen über das künftige Wachstum und die Margen sowie der Probleme im Textil-Einzelhandel eingebrochen.

Das 2008 gegründete Unternehmen ist seit Oktober 2014 an der Börse notiert. Der Börsengang ist insgesamt eine Erfolgsgeschichte. Erstzeichner haben einen Gewinn von rund 57 Prozent eingefahren - damit entwickelte sich das Papier etwas besser als der MDax, in den der Mode-Versandhändler im Sommer 2015 aufgestiegen ist. Mit einem Börsenwert von rund 8,5 Milliarden Euro zählt das Unternehmen europaweit zu den wertvollsten reinen E-Commerce-Unternehmen.

Zalando wurde unter anderem mit Kapital der drei als Finanzinvestoren bekannten Samwer-Brüder gegründet. Diese überführten dann ihre Anteile in ihren Startup-Inkubator Rocket Internet. Dieser hat sich inzwischen ganz von seinem einstigen Aushängeschild verabschiedet. Größter Zalando-Aktionär ist die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik mit 31 Prozent./zb/fba/jha/