WASHINGTON/MOSKAU/RIAD (awp international) - Russland und Saudi-Arabien wollen nach Darstellung von US-Präsident Donald Trump ihre Ölproduktion absenken, der Kreml hat die Darstellung jedoch umgehend zurückgewiesen. Trump erklärte am Donnerstag unter Berufung auf ein Gespräch mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, er "erwarte und hoffe", dass Russland und Saudi-Arabien ihre Produktion um zehn oder möglicherweise sogar 15 Millionen Barrel kürzen könnten. Das werde für die Öl- und Gasindustrie "grossartig" sein, schrieb Trump auf Twitter. Er gab jedoch keinen Zeitraum dafür an.

Kremlsprecher Dmitri Peskow wies Trumps Darstellung zurück. Bisher sei kein Gespräch mit dem saudischen Kronprinzen geplant, sagte Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Interfax.

Saudi-Arabien rief unterdessen zu einem Dringlichkeitstreffen der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und verbündeten Ländern wie Russland (Opec+) auf. Ziel sei, die "erwünschte Balance der Ölmärkte mit einer fairen Vereinbarung" wiederherzustellen, teilte Saudi-Arabien der Nachrichtenagentur SPA zufolge mit.

"Diese Einladung ist Teil der ständigen Bemühungen des Königreichs, die Weltwirtschaft in diesen aussergewöhnlichen Umständen zu unterstützen", hiess es weiter aus Riad. Die Einladung erfolge auch in Anerkennung der Bitten Trumps sowie der Verbündeten der USA. Zu der angeblichen Einigung auf eine Absenkung der Produktionsmengen äusserte sich Saudi-Arabien zunächst nicht.

Der Ölpreis war zuletzt wegen eines Preiskriegs zwischen Russland und Saudi-Arabien sowie wegen der niedrigeren Nachfrage wegen der Coronavirus-Pandemie drastisch gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni etwa kostete am Donnerstagmorgen nur knapp 27 US-Dollar. Bei solch niedrigen Preisen können viele Produzenten in den USA nicht mehr gewinnbringend produzieren. Die USA haben sich in den vergangenen Jahren zu einem der weltgrössten Ölproduzenten entwickelt.

Die Ölpreise sind nach der Veröffentlichung des Tweets extrem stark gestiegen. Sie gaben jedoch rasch einen grossen Teil ihrer Gewinne wieder ab, lagen aber weiterhin deutlich in der Gewinnzone./jbz/DP/jsl