NEW YORK/LONDON (awp international) - Die Ölpreise haben sich im Mittagshandel am Freitag uneinheitlich gezeigt. Die Nachfrageschwäche belastete den Markt jedoch weiterhin. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 26,01 US-Dollar. Das waren 33 Cent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI hingegen stieg um 2 Cent auf 22,62 Dollar. Die Zugewinne im frühen europäischen Ölhandel konnten sich damit nicht bis zum Mittag halten.

In den USA stieg die Zahl der Corona-Infizierten zuletzt massiv, inzwischen sind es mehr Fälle als in China. Während die Fallzahlen vor allem in New York sprunghaft anstiegen, zeigten sich am Donnerstag bereits die Auswirkungen der Eindämmungs-Massnahmen auf die Realwirtschaft. Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe war in der Woche bis 21. März etwa um das Zehnfache von 282 000 auf rund 3,3 Millionen nach oben geschnellt. Das war der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung. Nachdem sich der US-Aktienmarkt in den letzten Tagen leicht erholt hatte, deutet der vorbörsliche Handel bereits erneute Verluste an.

Neben den wirtschaftlichen Folgen der Ausbreitung des Corona-Virus hält auch der Preiskrieg zwischen der Opec-Führungsnation Saudi-Arabien und Russland unvermindert an. Aufgrund der Belastung ihrer Staatsfinanzen durch den niedrigen Ölpreis drängen inzwischen jedoch einige kleinere Opec-Staaten auf eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Mit der Sache vertraute Offizielle und Branchenkenner beschrieben die Entscheidung Saudi-Arabiens, die Fördermenge zu erhöhen, als für die Partner-Staaten nervenaufreibend.

Der niedrige Ölpreis zwing die Ölindustrie bereits zu Zwangsmassnahmen. Unternehmen in Brasilien und Kanada kürzten bereits die Fördermenge, während man in Nigeria noch so lang wie möglich zu niedrigen Preisen fördern will. Aus Sicht des britischen Marktforschungsinstituts IHS Markit könnten weltweit innerhalb der nächsten drei Monate keine Lagerkapazitäten für Öl mehr verfügbar sein./ssc/jsl/mis