NEW YORK/LONDON (awp international) - Die Ölpreise haben am Dienstag wegen Lieferproblemen im wichtigen Ölland Libyen zugelegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September kostete im Mittagshandel 78,08 US-Dollar. Das waren 78 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im August stieg um 91 Cent auf 74,85 Dollar.

Im Verlauf einer Woche hat Rohöl deutlich an Wert gewonnen. Während es mit dem Brent-Preis etwa drei Dollar nach oben ging, verteuerte sich US-Öl auf Wochensicht sogar um fast sieben Dollar.

Ausschlaggebend für den jüngsten Schub ist das knappe Angebot an Erdöl. In einer Analyse verwiesen Rohstoffexperten der Commerzbank auf Angebotsausfälle in Libyen. Wegen eines Streits rivalisierender Ölgesellschaften werde derzeit kaum noch Rohöl aus dem Opec-Land exportiert. Am Markt werden die Ausfälle aus Libyen auf etwa 850 000 Barrel pro Tag geschätzt. "Was Saudi-Arabien aktuell mehr produziert, wird durch die Ausfälle in Libyen aufgezehrt", hiess es in der Studie der Commerzbank.

Zuletzt hatten die einflussreichen Ölländer Saudi-Arabien und Russland ihre jüngste Vereinbarung über eine Ausweitung der Fördermenge durch die sogenannten "Opec+"-Koalition noch einmal bekräftigt. Dies geht aus einem Telefongespräch hervor, dass der saudische Energieminister Khalid Al-Falih mit seinem russischen Amtskollegen Alexander Nowak nach offiziellen Angaben der beiden Länder bereits am Montag geführt hatte.

Zwar will die Opec zusammen mit anderen Ländern wie Russland ihre Produktion ausweiten. Es ist aber fraglich, ob es angesichts einer rückläufigen Produktion in Ländern wie Libyen oder Venezuela unter dem Strich zu einer nennenswert höheren Förderung kommt./jkr/jsl/jha/