NEW YORK/LONDON (awp international) - Die Ölpreise haben am Dienstag weiter nachgegeben und sind auf den tiefsten Stand seit etwa einem Monat gefallen. Auslöser war ein Medienbericht, der den USA versuchte Einflussnahme auf das Angebot des Ölkartells Opec nachsagt. Gegen Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 74,33 US-Dollar. Das waren 96 Cent weniger als am Montag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juli-Lieferung fiel um 20 Cent auf 64,55 Dollar.

Unter Druck gerieten die Ölpreise, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte, die USA hätten Saudi-Arabien und andere Opec-Länder um eine Ausweitung ihrer Förderung gebeten. Es soll um eine Produktionserhöhung um etwa eine Million Barrel je Tag gehen. Hintergrund sei der zuletzt starke Anstieg der Ölpreise.

Der Bericht ist heikel, denn zuletzt gab es tatsächlich Signale seitens grosser Ölproduzenten wie Saudi-Arabien oder Russland in Richtung einer Produktionsausweitung. Beide Länder beteiligen sich zusammen mit anderen Staaten seit Anfang 2017 an einer Vereinbarung, die eine Begrenzung der Rohölförderung vorsieht.

Brisant ist der Bericht ebenfalls, denn US-Präsident Donald Trump hatte Mitte April öffentlich seinen Unmut über hohe Ölpreise geäussert. Über den Nachrichtendienst Twitter hatte er sich über aus seiner Sicht künstlich erhöhte Ölpreise beklagt, die Opec dafür verantwortlich gemacht und klargestellt, dass ein derartiges Verhalten nicht akzeptiert werde.

Neue Umfragen zeigen unterdessen, dass das Opec-Angebot derzeit nicht ausreicht, um die Nachfrage nach Opec-Rohöl zu decken. Deshalb sei eine baldige Ausweitung der Förderung notwendig, kommentierten die Rohstoffexperten der Commerzbank. Am 22. Juni treffen sich die Opec-Staaten in Wien. Dann dürfte auch über eine Förderausweitung debattiert werden./bgf/jsl/fba