(neu: Analystenkommentare, Börsenwert, Hintergrund)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktionäre von Wirecard haben am Montag nach ausführlichen Äußerungen des Zahlungsabwicklers zu den wiederholten Vorwürfen der "Financial Times" von vergangener Woche erst einmal durchgeatmet. Die Erklärungsoffensive beruhigte sie ein Stück weit. Der Aktienkurs schnellte um knapp 13 Prozent auf 122,30 Euro nach oben und erholte sich damit teilweise vom Einbruch der vergangenen Woche.

Am Mittwoch war der Kurs nach einem ersten Bericht über angebliche Unregelmäßigkeiten in Singapur zunächst um gut 13 Prozent abgestürzt. Nach einer Stabilisierung am Donnerstag war er am Freitag nach einem neuerlichen Bericht der Zeitung dann um ein Viertel eingebrochen.

Wirecard sieht die Vorwürfe zu den Geschäften in Singapur als unbegründet an. Seit Mai 2018 gebe es eine Untersuchung dazu, die kurz vor dem Abschluss stehe, teilte das Unternehmen am Montag mit. Bisher habe weder die interne Compliance-Abteilung, noch die vom Konzern beauftragte Anwaltskanzlei Rajah & Tann schlüssige Feststellungen für ein strafbares Fehlverhalten von Führungskräften oder Mitarbeitern des Unternehmens gefunden.

Am Mittag will sich das Dax-Unternehmen in einer Telefonkonferenz zu den Vorwürfen der "FT" über angebliche Unregelmäßigkeiten in Singapur äußern. "Vielleicht bringt die Pressekonferenz heute mehr Klarheit. Es ist schwierig zu beurteilen, ob an den Vorwürfen etwas dran ist", sagte Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank. In den Vorjahren habe es mehrfach letztlich ungerechtfertigte Beschuldigungen gegeben.

Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe nannte die Vorwürfe der "FT" unbegründet. Der Journalist der Zeitung habe in den vergangenen Jahren bereits ähnliche Anschuldigungen gegen das Unternehmen erhoben. Auf diese habe der Aktienkurs mit Verlusten reagiert, diese jedoch in der Folgezeit wieder aufgeholt. Mit einer solchen Reaktion rechnet Specht auch dieses Mal.

Dafür haben die Papiere aber noch einiges gut zu machen: Um wieder das Niveau von vor den Zeitungsberichten zu erreichen, müsste sich der Kurs um weitere fast 40 Prozent erholen. Mit dem Kurseinbruch in der vergangenen Woche waren mehr als 7 Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet worden.

Mit Blick auf die fundamentale Lage des Unternehmens hatten Analysten zuletzt vielfach die intakten Wachstumsaussichten des Zahlungsabwicklers betont. Negative Reaktionen auf die Vorwürfe wie eine Abstufung der Aktie oder gesenkte Kursziele blieben weitgehend aus. Viele Experten raten bei den Papieren unverändert zum Kauf. Ihre Kursziele liegen meist über 200 Euro und damit weit über dem gegenwärtigen Kurs./bek/tih/mis