DÜSSELDORF/MÜNCHEN (awp international) - Der Lkw- und Bushersteller Traton sieht in der Coronavirus-Krise wieder einige Lichter am Ende des Tunnels. "Es gibt Stornierungen, aber die sind bislang überschaubar", sagte Traton-Chef und VW-Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler im Interview der "Wirtschaftswoche" (Freitag). "Es gibt in China auch schon wieder Bestellungen für Scania-Lkw, die wir im Moment aber nicht bedienen können, weil wir die Produktion vorläufig stoppen mussten." Die Volkswagen-Konzerntochter hat neben Europa auch in Südamerika die Produktion zurückgefahren und betreibt nur noch kleinere Produktionsstätten. "Aber der Grossteil steht still", sagte Renschler.

Eine Produktion medizintechnischer Teile sieht Renschler bei dem Unternehmen mit den Marken MAN, Scania und der brasilianischen VW Caminhoes e Onibus nicht als Weg aus der Krise. "Wir werden uns auf das fokussieren, was wir am besten können und das sind Nutzfahrzeuge", sagte er. "Neunzig Prozent der Lebensmittel in Deutschland werden mit Lastwagen transportiert." Er wünsche sich von der Regierung, dass diese Transportaufgabe als ähnlich wichtig wie andere kritische Bereiche eingestuft werde, etwa die Gesundheitsversorgung.

Dass dem schon vor Ausbruch der Corona-Krise geplanten Stellenabbau bei MAN 6000 der rund 36 000 Stellen zum Opfer fallen könnten, wollte Renschler nicht bestätigen. "Für Angaben über die konkrete Ausgestaltung ist es noch zu früh. Wir können aber einen signifikantem Stellenabbau nicht ausschliessen."

Trotz des Übernahmeangebots für den US-Truckhersteller Navistar bleibe es zudem bei der Strategie, nicht zwingend über Zukäufe wachsen zu müssen. Grösse sei aber ein entscheidendes Kriterium. "Es ist einfach ein Unterschied, ob ein teuer entwickelter Antrieb 100 000 Mal oder 300 000 Mal pro Jahr verkauft wird", sagte Renschler. "Dazu braucht man nicht zwingend eine Akquisition, auch über strategische Partnerschaften können wir diesem Ziel näher kommen."

So führe die Kooperation mit dem japanischen Lkw-Hersteller Hino nicht zwangsläufig in eine noch stärkere Verflechtung. "In Japan denkt man in sehr konkreten Projekten, nicht in grossen Bildern. Die ergeben sich dann im Lauf der Zeit oder eben auch nicht", so Renschler. Am chinesischen Hersteller Sinotruk hält Traton derweil 25 Prozent. "Bis Ende 2019 haben wir Gespräche geführt über ein weitergehendes Engagement und waren auch auf einem guten Weg. Durch Corona gibt es derzeit andere Prioritäten", sagte der Manager./men/ssc/stk