FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Volkswagen-Finanzsparte will in den kommenden Jahren auch beim Personal in Deutschland sparen. Das Potenzial entlang der "demografischen Kurve" für wegfallende Stellen betrage hierzulande bis 2025 rund 800 von 6200 Stellen, sagte Sparten-Personalchefin Christiane Hesse am Montag in Frankfurt. Darin seien Altersteilzeit, Fluktuation und normale Abgänge in den Ruhestand enthalten.

Die VW-Finanzdienstleistungen wollen durch ihren Sparkurs ab 2025 vor allem auch durch Digitalisierung von Vertragsabschlüssen bei Leasing und Versicherung 850 Millionen Euro jährlich gegenüber 2017 einsparen. So sollen die anteiligen Kosten für Verwaltung und Vertrieb jeweils auf ein Prozent der Erträge sinken. In der Verwaltung waren es zuletzt 1,24 Prozent, im Vertrieb 1,27 Prozent. Insgesamt will VW die Kosten auf einen Anteil von 40 Prozent der Erträge drücken - heute sind es noch 49 Prozent.

Im laufenden Jahr erwartet das Unternehmen, das mit Leasing- und Versicherungsangeboten vor allem den Absatz des Volkswagen-Konzerns unterstützen soll, Geschäfte etwa wie im Vorjahr. "Zwar ist das laufende Geschäftsjahr 2019 von hohen makroökonomischen Unsicherheiten geprägt, nichtsdestotrotz erwarten wir für den Geschäftsbereich Volkswagen Finanzdienstleistungen zum Jahresende ein gutes operatives Ergebnis auf Vorjahresniveau", sagte Sparten-Finanzchef Frank Fiedler. Erste Ergebnisse aus dem Effizienzprogramm dürften dabei helfen.

Im vergangenen Jahr hatte die VW-Sparte das operative Ergebnis um 6,2 Prozent auf 2,61 Milliarden Euro gesteigert. Neue Belastungen wegen sinkender Dieselrestwerte musste die Finanzsparte dabei im vergangenen Jahr nicht verbuchen. 80 Prozent des Gewinns erzielt das Unternehmen mittlerweile mit Geschäften im Ausland.

Der Vertragsbestand kletterte insgesamt um 5,5 Prozent auf 20,3 Millionen Stück. Bis 2025 soll die Anzahl der Verträge auf 30 Millionen anziehen. Im vergangenen Jahr erreichte die VW-Finanzsparte die Marke von knapp 208 Milliarden Euro Bilanzsumme. Zum Vergleich: Deutschland zweitgrößte private Bank, die Commerzbank, kam Ende des Jahres 2018 auf eine Bilanzsumme von 462 Milliarden Euro.

In Deutschland - laut Spartenchef Lars Henner Santelmann ein durchaus typischer Markt für das Unternehmen - sind im Neugeschäft rund 60 Prozent gewerbliches Geschäft, 40 Prozent sind Privatkunden. Potenzial sieht Santelmann unter anderem im wachsenden Gebrauchtwagenmarkt, in dem VW mit der Handelsplattform Heycar auch eine Konkurrenz zu mobile.de und AutoScout24 anbietet. Das Unternehmen spricht auch mit möglichen weiteren Unternehmen, die sich an Heycar beteiligen könnten, sagte Santelmann. Zuletzt hatte sich Daimler eingekauft. Zudem seien einige Händler ebenfalls eingestiegen, sagte Santelmann.

Darüber hinaus will die VW-Finanzsparte vor allem mit dem Schwenk zu Elektroautos im Konzern noch stärker auftrumpfen. Derzeit rechnet das Unternehmen damit, bei Elektroautos rund 80 Prozent Durchdringungsrate zu erreichen. Bisher hat das Unternehmen rund 60 Prozent der vom VW-Konzern verkauften Fahrzeuge verleast oder finanziert.

"Wir sehen einen wesentlichen Hebel, Elektrofahrzeuge in den Markt zu bringen, bei gewerblichen Kunden", sagte Santelmann. "Wir haben sehr intensive Diskussionen mit den großen Fuhrparks." Vor allem im innerstädtischen Lieferverkehr und bei Handwerksbetrieben mit kleinen Flotten könnten Elektroautos laut Experten künftig der Standard sein. Laut Santelmann können sie helfen, die Betriebskosten über die Nutzungsdauer für die Betriebe zu senken.

Rund um den anstehenden Brexit ordnet die VW-Finanzsparte ihre Geschäfte in Großbritannien zum Ende des Monats neu. Das Leasing- und Kreditgeschäft wird dann unter der VW Financial Services AG geführt, bislang gehörte es zur VW Bank. Die VW Bank wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) reguliert, die VWFS dagegen nicht./men/elm/mis