(Neu: Kursentwicklung)

MAILAND (dpa-AFX) - Die italienische Großbank Unicredit hat dank des Verkaufs ihrer Fondstochter Pioneer im dritten Quartal einen Milliardengewinn eingefahren. Unter dem Strich stand nach vorläufigen Zahlen ein Überschuss von 2,8 Milliarden Euro nach 447 Millionen ein Jahr zuvor, wie der Mutterkonzern der deutschen HypoVereinsbank am Dienstag in Mailand mitteilte. Dass das schon jetzt bekannt wurde, lag an einer Datenpanne. Eigentlich wollte die Bank die Zahlen erst im November veröffentlichen - rückte aber zur Schadensbegrenzung nach dem Datenleck früher damit heraus.

Während der Überschuss höher ausfiel als von Analysten erwartet, musste Unicredit im laufenden Geschäft Federn lassen. So gingen die Erträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 4 Prozent auf rund 4,65 Milliarden Euro zurück. Der Gewinn hätte ohne Sondereffekte wie den Pioneer-Verkauf 838 Millionen Euro betragen. An der Börse sorgten die Zahlen neben einer guten Stimmung bei den Bankenwerten für deutliche Gewinne - die Unicredit-Aktie setzte ihre jüngste Erholung fort.

Unicredit hatte Ende 2016 beschlossen, Pioneer an den französischen Vermögensverwalter Amundi zu verkaufen. Der Verkauf wurde im Juli vollzogen, der Erlös im dritten Quartal verbucht. Unicredit hatte sich damit eine dringend benötigte Geldspritze verschafft, um die Kapitaldecke zu stärken. Die italienische Bank stand wegen fauler Kredite unter erheblichem Druck. Im dritten Quartal konnte sie ihre Vorsorge für faule Darlehen im Jahresvergleich allerdings von 977 Millionen auf 598 Millionen Euro zurückfahren.

Den kompletten Quartalsbericht will Unicredit wie geplant am 9. November veröffentlichen. Am Montagnachmittag hatte die Bank versehentlich kurzzeitig eine Tabelle veröffentlicht, in der einige Zahlen des vergangenen Quartals über einen kleinen Umweg zu sehen waren. Diese Tabelle war auch an Analysten verschickt worden. Die Bank informierte die Investoren, dass es sich um einen Fehler gehandelt habe und entfernte die Tabelle wieder. Sie beschloss allerdings vorsichtshalber, die Zahlen am Dienstagmorgen dann doch vorzeitig zu veröffentlichen.

An der Börse kamen die vorzeitig veröffentlichten Eckdaten gut an. Zusammen mit einer guten Branchenstimmung wegen wieder aufgekommener Spekulationen auf Fusionen sorgten sie am Nachmittag für ein Plus von bis zu zwei Prozent. Damit baute die Aktie das Kursplus seit Ende 2016 auf 27 Prozent aus und ist in diesem Zeitraum einer der besten Werte unter den europäischen Banktiteln. Das Unicredit-Papier gehört allerdings mit einem Kursminus von fast 90 Prozent in den vergangenen zehn Jahren zu den größten Verlierern des Sektors seit der Finanzkrise.

So musste die Bank in den vergangenen Jahren die Kapitalmärkte anzapfen, um Kapitallücken zu stopfen oder den Konzernumbau inklusive eines massiven Stellenabbaus zu finanzieren. Inzwischen ist die Unicredit an der Börse wieder rund 39 Milliarden Euro wert und zählt damit gemessen an diesem Wert zur oberen Liga der europäischen Banken. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank kommt gerade mal auf einen Börsenwert von 29 Milliarden, die Commerzbank nur auf 14 Milliarden Euro./stw/zb/nas/das/jha/