Zürich (awp) - Die Grossbank UBS soll Medienberichten zufolge ihre Vermögensverwalter aufgefordert haben, ihre Reisepläne nach China zu überdenken. Die Reisewarnung erfolge, weil eine Mitarbeiterin der Bank durch die chinesischen Behörden festgehalten wurde, berichteten verschiedene Medien am Wochenende. Die UBS wollte die Meldungen gegenüber AWP nicht kommentieren.

Warum die in Singapur und im Wealth Management der UBS tätige Mitarbeiterin in China an der Ausreise gehindert wird, ist nicht bekannt. Angeblich geht es um das Thema "Geschäftsanbahnung", also um das Marketing und den Verkauf von Offshore-Finanzprodukten, was in China untersagt ist, wie das Finanzportal finews.ch unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person schrieb. Die UBS-Mitarbeiterin werde sich diese Woche einer Befragung der Behörden stellen müssen, hiess es weiter.

China als Wachstumsmarkt

Die UBS, die mit Niederlassungen in Peking und Shanghai in China vertreten ist, soll daher vorsorglich einen Reisestopp für alle Mitarbeitenden nach China verhängt haben. Auch die Konkurrenz habe nachgezogen, hiess es in den Berichten weiter.

So soll auch die Privatbank Julius Bär ihre Mitarbeitenden vor Reisen nach China gewarnt haben. Diese wollte eine Sprecherin der Privatbank gegenüber AWP aber weder bestätigen noch kommentieren. Bei der Credit Suisse hiess es, dass es keine Reiserestriktionen für Mitarbeitende gebe.

Der asiatische Markt und insbesondere der chinesische gilt angesichts der steigenden Zahl an Millionären und Milliardären bei Banken als Wachstumsregion. Auch die UBS sieht in China grosse Wachstumschancen, wie Finanzchef Kirt Gardner im April an einer Telefon-Konferenz erklärt hatte. Allerdings werde die Entwicklung eine gewisse Zeit dauern, schob CEO Sergio Ermotti nach.

In China verfügt die UBS über eine volle Bankenlizenz und verwaltetet dort Vermögen von erst rund 380 Milliarden US-Dollar verglichen mit insgesamt 3'242 Milliarden Franken (per Ende Juni). Damit ist UBS gemäss Reuters der grösste Wealth Manager in China vor Citigroup, Credit Suisse, HSBC und Julius Bär.

UBS und CS wollen Beteiligung an Joint Venture aufstocken

Die UBS möchte ausserdem ihren Anteil an ihrem chinesischen Joint Venture im Bereich Investmentbanking auf 51 Prozent aufzustocken und führt entsprechende Gespräche mit den chinesischen Behörden. Erhält sie grünes Licht, wäre sie das erste ausländische Institut, das eine Mehrheit an einem chinesischen Gemeinschaftsunternehmen halten würde.

Ausländischen Banken war es bis in diesem Frühjahr erlaubt, maximal 49 Prozent an einem Joint Venture in China zu halten. So ist beispielsweise die Credit Suisse, die in China über keine Banklizenz verfügt und nicht im Onshore-Geschäft tätig ist, seit 2008 mit rund 33 Prozent an der Credit Suisse Founder Securities beteiligt, dem ersten chinesisch-ausländischen Joint Venture in der dortigen Finanzbranche. Auch die Credit Suisse habe indiziert, dass sie ihre Beteiligung an diesem Unternehmen erhöhen wolle, sagte ein Sprecher des Instituts.

Die Aktien der drei SMI-Banken zeigten sich am Montag von den Schlagzeilen vom Wochenende nicht beeindruckt. Bis gegen 10.15 Uhr gewinnen UBS in einem insgesamt leicht festeren Gesamtmarkt (SMI +0,13%) 0,6 Prozent auf 13,94 Franken, Credit Suisse und Julius Bär steigen gar 0,9 Prozent auf 13,27 Franken respektive um 1,1 Prozent auf 45,21 Franken.

sig/rw