Zürich (awp) - Die UBS-Konzernspitze um CEO Sergio Ermotti und VR-Präsident Axel Weber ist auch für das vergangene Jahr gut entschädigt worden, hat aber insgesamt etwas weniger erhalten als 2018. Grund dafür ist nicht nur das etwas schwächere Jahresergebnis, sondern etwa auch der Rechtsfall in Frankreich.

Konkret hat Sergio Ermotti für 2019 eine Gesamtentschädigung von 12,5 Millionen erhalten nach 14,1 Millionen Franken für 2018, davon 2,8 Millionen fix und den Rest leistungsabhängig. Dies entspricht einem Minus von 11 Prozent, bei den leistungsabhängigen Vergütungen sind es 14 Prozent weniger, wie dem am Freitag veröffentlichten Vergütungsbericht 2019 zu entnehmen ist.

Bei der Festlegung der leistungsabhängigen Boni wurden betriebswirtschaftliche Faktoren wie der risikobereinigte Gewinn, die Erträge oder die Kapitalstärke berücksichtigt. Aber auch weichere Faktoren wie etwa Fortschritte bei Nachhaltigkeitsthemen oder bei Rechtsfällen kamen zur Geltung. Explizit erwähnt wird hier auch das Steuerverfahren in Frankreich und dessen Auswirkungen auf die Bank und den Aktienkurs.

Die grösste Schweizer Bank wurde bekanntlich im Februar 2019 von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung. Später an der Generalversammlung verweigerten die Aktionäre deswegen dann dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung die Entlastung für das Geschäftsjahr 2018.

Khan erhält über 8 Millionen

Nicht nur Konzernchef Ermotti erhielt wegen des Frankreich-Falls weniger, sondern auch Verwaltungsratspräsident Weber und ein Teil der restlichen Konzernleitungsmitglieder bekamen dies zu spüren. Das Gehalt von Weber betrug für 2019 noch 5,2 Millionen Franken nach 6,0 Millionen im Jahr davor. Auch ist ein Teil der Entschädigung an die endgültige Lösung des Gerichtsfalls in Frankreich gebunden.

Der Pool für leistungsabhängige Zuteilungen an die Konzernleitung wurde derweil um 4 Prozent auf 70,3 Millionen Franken gekürzt. Pro Kopf beträgt das Minus (wie bei Ermotti) ebenfalls 14 Prozent. Insgesamt hat die Geschäftsleitung mit 102,1 Millionen Franken etwas mehr erhalten als 2018 (100,8 Mio).

Da die Anzahl Geschäftsleitungsmitglieder in den jeweiligen Jahren meist nicht exakt korrespondiert, sind die Zahlen allerdings auch nicht genau vergleichbar. Per Ende Jahr waren jeweils 13 Mitglieder in der Geschäftsleitung vertreten, während der beiden Jahre war es aber zu diversen Wechseln gekommen.

Auch der neue Co-Chef der Vermögensverwaltung, Iqbal Kahn, der Anfang Oktober bei der UBS angefangen hat, kann sich freuen. Er erhielt eine sogenannte Ersatzzuteilung in Form von UBS-Aktien im Gesamtwert von gut 8 Millionen Franken. Damit werden seine mit dem Wechsel zur UBS verfallenen Ansprüche beim vorherigen Arbeitgeber Credit Suisse abgegolten. Die Aktien werden in mehreren Tranchen zwischen 2020 und 2024 übertragen, wie es im Bericht dazu heisst.

Gesamtpool ebenfalls 14 Prozent tiefer

Allerdings muss nicht nur das Top-Management 2019 etwas zurückstecken - der ganzen UBS-Mannschaft, welche leistungsabhängige Entschädigungen bezieht, wurden weniger Boni ausbezahlt. So sank der Gesamtpool an leistungsabhängigen Zuteilungen ebenfalls um 14 Prozent, und zwar auf 2,7 Milliarden von 3,1 Milliarden Franken im Jahr 2018.

Der gesamte Personalaufwand der UBS betrug derweil im vergangenen Jahr 14,6 Milliarden US-Dollar. Inklusive Verbuchungen aus früheren Geschäftsjahren, die noch dazu kommen, sind es gar 16,1 Milliarden. Beschäftigt hat die grösste Schweizer Bank per Ende 2019 auf Vollzeit-Basis 68'601 Mitarbeiter, was 2,6 Prozent mehr sind als ein Jahr davor. Dies hat vor allem damit zu tun, dass die UBS bestimmte Tätigkeiten (Informatik etc.), die sie vor ein paar Jahren ausgelagert hatte, jetzt wieder selber ausführt.

Ermotti in Top-Liga

Auch wenn Sergio Ermotti für das vergangene Jahr leichte Abstriche bei seinem Lohn machen musste, gehört er weiterhin zu den bestbezahlten Managern der Schweiz. In vergleichbarer Grössenordnung verdient haben letztes Jahr etwa die beiden Pharmamanager Severin Schwan von Roche und Novartis-Chef Vas Narasimhan. Noch nicht bekannt ist dagegen die Entschädigung des vor kurzem abgetretenen CS-Chefs Tidjane Thiam.

uh/jb