Zürich (awp) - Die UBS veröffentlicht am Freitag, 27. Oktober, das Geschäftsergebnis zum dritten Quartal 2017. Zum AWP-Konsens haben insgesamt vier Analysten beigetragen.

Q3 17E
(in Mio CHF)           AWP-Konsens      Q2 17A   Q3 16A  

Geschäftsertrag           6'999          7'269    7'029 
Konzernergebnis             896          1'174      827

Gewinn vor Steuern:                                
- Konzern                   987          1'502      877
- Investment Bank*          310            419      344
- Wealth Management (WM)*   693            692      641
- WM Americas*              372            363      367 

*adj, exkl. Litigation

FOKUS: Das Berichtsquartal dürfte aufgrund der üblichen Saisonalität (Sommermonate mit geringer Kundenaktivität) nicht berauschend ausgefallen sein. (US)-Banken wie JPMorgan, Citi, Goldman Sachs etc., die bereits ihre Zahlen veröffentlicht haben, zeigten sich allerdings relativ zufrieden und übertrafen zumeist auch die Gewinnerwartungen. Schwach präsentiert sich weiterhin das Fixed-Income oder Anleihengeschäft, das im Vergleich zum Vorjahr deutlich tiefer ausfiel. Da die UBS diesen Bereich in den letzten Jahren aber zurückgefahren hat, sollte sich dies bei ihr nicht allzu stark negativ auswirken. UBS-CFO Kirt Gardner hatte sich Ende September allerdings etwas besorgt über die anhaltend tiefe Volatilität geäussert: Sie sei im laufenden Jahr eine besondere Herausforderung. (Bei hoher Volatilität an den Finanzmärkten verdienen die Banken üblicherweise gut)

Für das Wealth Management mit internationalen Kunden zeigte sich die Bank zuletzt etwas optimistischer. Die UBS-Kunden seien zum zweiten Mal in Folge etwas aktiver geworden, sagte CEO Ermotti Ende Juli zum zweiten Quartal. Dies habe sich etwa darin gezeigt, dass sich die Kunden wieder vermehrt verschulden würden, um investieren zu können. Allerdings dürfte im dritten Quartal die Saisonalität sich wieder etwas bremsend ausgewirkt haben. Im Fokus steht hier jeweils der Blick auf die Margen: Diese haben sich in den letzten Jahren deutlich zurückgebildet. Das UBS-Management ging zuletzt aber davon aus, dass der Tiefpunkt erreicht ist.

Grosse Beachtung findet (bei allen Grossbanken) die Kostenseite (siehe auch Rubrik PRO MEMORIA). Das laufende Kostensenkungsziel werde mit Sicherheit erreicht werden, heisst es in einem Kommentar der ZKB dazu, angesichts der Ertragslage seien aber mehr Kostensenkungen notwendig. Für die Wertung der Gesamtergebnisse sei die Kostenperformance gar wichtiger als die Ertragsentwicklung, meint denn auch der zuständige Analyst.

Stark zu reden gab bei der Q2-Berichterstattung die Kernkapitalquote. Diese hatte sich per Mitte Jahr nämlich auf 13,5% (von 14,1% per Ende März) verringert. Hintergrund waren vor allem regulatorisch bedingte Anpassungen der Methodologie (durch die Finma) und laut UBS die "regulatorische Inflation". Die Bank musste in diesem Zusammenhang ihre sogenannten risikogewichteten Aktiven (RWA) um 15 Mrd CHF nach oben anpassen, was zu der tieferen Rate führte. Konzernchef Ermotti zeigte sich deswegen denn auch verärgert: Die Unsicherheiten in Bezug auf die Regulierung seien nach wie vor gross, meinte er Ende Juli. Die Bank erwartet im weiteren Jahresverlauf eine weitere RWA-Erhöhung um 6 Mrd CHF.

Wie immer sind auch Restrukturierungskosten ein Thema. Insgesamt rechnen Analysten im Durchschnitt mit Restrukturierungskosten im Quartal von 338 Mio CHF (nach ausgewiesenen 258 Mio im zweiten Quartal). Und im Fokus ist auch immer die Entwicklung bei den Rechtsfällen (siehe PRO MEMORIA). Hier gehen Analysten im Durchschnitt von zusätzlichen Rückstellungen von 238 Mio CHF aus (Q2: 9 Mio CHF).

ZIELE: Die Ziele für die Gruppe lauten aktuell (Bandbreiten für nachhaltige Performance über den Zyklus):

. Kostenreduktionsziel von 2,1 Mrd CHF bis Ende 2017 (im Vergleich zu 2013)
. Bereinigtes Aufwand-Ertrags-Verhältnis: 60%-70%
. Bereinigte Rendite auf Eigenkapital abzüglich Goodwill und anderer 
  immaterieller Vermögenswerte (RoTE): Ziel >15%
. CET1-Quote (Basel III; vollständig umgesetzt): mindestens 13%
. RWA* (vollständig umgesetzt): kurz- bis mittelfristig
  rund 250 Mrd CHF erwartet
. LRD* (Basel III; vollständig umgesetzt): kurz- bis mittelfristig 
  rund 950 Mrd CHF erwartet

*auf Basis bekannter Finma-Multiplikatoren und Veränderungen der Methodik für 
 RWA und unter Annahme normalisierter Marktbedingungen für RWA und LRD

PRO MEMORIA:

EINSPARUNGEN: Bis Ende 2017 will die Bank gemäss früheren Angaben Nettoeinsparungen von 2,1 Mrd CHF (im Vgl. zur Kostenbasis 2013) erzielen. Per Mitte 2017 war sie bei 1,8 Mrd (+0,1 Mrd gegenüber Ende Q1 2017). Danach seien keine weiteren grösseren Sparprogramme mehr zu erwarten, die Kosten seien aber immer im Fokus, hiess es zuletzt bei der Bank. Konzernchef Sergio Ermotti erwartet vor allem vom technologischen Wandel einen grossen Einfluss auf Kosten und Arbeitsplätze. Der Wandel in den kommenden Jahren dürfte rund ein Drittel der Stellen überflüssig machen, sagte er jüngst in einem Interview. Die Technologie werde helfen, die Kostenbasis zu reduzieren. Statt 50 Kunden könnten die Mitarbeiter dann 100 Kunden bedienen und dies auf eine sehr effiziente Art, so Ermotti

KAPITALQUOTE: Die Bank will bekanntlich eine der bestkapitalisierten Banken weltweit sein. Entsprechend interessieren die erreichten Kapitalquoten jeweils besonders, zumal die Dividendenausschüttung zum Teil davon abhängig ist. Per Ende Juni lag die Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 13,5%, die entsprechende Leverage Ratio bei 3,7%.

RECHTLICHES: Die UBS hat bekanntlich noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Jüngst war wieder ein solcher Fall in den Schlagzeilen: So haben die Leipziger Wasserwerke (KWL) auch einen zweiten Prozess um die Folgen millionenschwerer Finanzwetten gegen die UBS gewonnen. Ein Londoner Gericht wies Mitte Oktober die Berufung der Bank gegen ein erstes Urteil aus dem Jahr 2014 zurück. In dem Streit geht es um Spekulationen, die ein früherer KWL-Geschäftsführer an den Gremien vorbei eingefädelt hatte. In der Finanzkrise kam es dann zu Ausfällen, wobei die UBS rund 350 Mio EUR zurückforderte. Die Summe stieg mit Zinsen und Prozesskosten nun auf rund eine halbe Milliarde Euro an.

Bei einem weiteren Fall in Deutschland geht es um Steuerhinterziehung. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte Ende September wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung zahlreiche Büros der Grossbank durchsucht. Auslöser war erneut eine Steuer-CD, die das Land Nordrhein-Westfalen gekauft hatte. Die UBS erklärte damals, bei der Bank seien keine Unterlagen beschlagnahmt worden. Die Durchsuchungen der deutschen Staatsanwaltschaft hätten allerdings nicht im Rahmen eines Straf- oder Zivilverfahrens gegen die UBS stattgefunden, hiess es danach.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert aktuell bei 17,04 CHF (Stand Donnerstag 11.00 Uhr) und damit gut 8% höher als Ende 2016. Im Vergleich zur Konkurrentin CS (+20%) und dem Gesamtmarkt (SMI +12%) hinkt sie deutlich hinterher. Nach einem starken Rückgang im August (im Anschluss an die Q2-Zahlen) zeigt der Kurs nun seit Anfang September wieder klar aufwärts und notiert nicht weit vom Jahreshoch (17.49 am 26.1.) entfernt.

an/uh