Sunrise kündigte den Vertrag zum Kauf des Kabelnetzbetreibers UPC, wie der Mobilfunkanbieter am Mittwoch mitteilte. Von einer Neuauflage des Deals, für den sich UPC-Eigner Liberty Global offen zeigte, will Sunrise zumindest für den Moment nichts wissen. "Die Diskussion über die Transaktion ist hypothetisch und hinfällig", sagte Finanzchef Andre Krause zur Nachrichtenagentur Reuters.

Liberty-Global-Finanzchef Charlie Bracken schloss einen Börsengang von UPC nicht aus. Auch ein Zusammengehen mit dem vom französischen Unternehmer Xavier Niel kontrollierten Schweizer Mobilfunkanbieter Salt hält er für machbar, erwartet davon aber weniger Synergien als bei einem Zusammenschluss mit Sunrise.

Sunrise setzt nun auf einen Alleingang. "Wir sind zuversichtlich, dass die Standalone-Strategie auch in 2020 gut funktionieren wird," sagte Konzernchef Olaf Swantee. Obwohl die Firmenspitze in den vergangenen Monaten alle Kraft dafür verwendet hatte, den UPC-Deal unter Dach und Fach zu bringen, lieferte das Unternehmen einen Analysten zufolge soliden Zwischenbericht ab. Im dritten Quartal wuchs der Umsatz um ein Prozent auf 474 Millionen Franken. Der Gewinn sprang dank operativen Verbesserungen und Steuereffekten um über 50 Prozent auf 48 Millionen Franken. Im kommenden Jahr rechnet das Management des nach Swisscom zweitgrößten Anbieters des Landes mit weiteren Marktanteilsgewinnen und Effizienzsteigerungen.

DEAL SCHEITERT AM WIDERSTAND DER AKTIONÄRE

Faktisch war die 6,3 Milliarden Franken schwere Transaktion bereits im Oktober geplatzt. Damals blies Sunrise im letzten Moment die Generalversammlung ab, an der die Aktionäre über eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Deals hätten abstimmen sollen. Allen voran die deutsche Freenet hatte Opposition gegen den Deal gemacht, unter anderem, weil sie den Kaufpreis als zu hoch erachtet hatte. Der Aktienkaufvertrag war damals allerdings in Kraft geblieben. Aus diesem Vertrag stieg Sunrise nun aus. Wegen der Kündigung muss das Zürcher Unternehmen nun 50 Millionen Franken an Liberty zahlen. Dazu kommen Zusatzkosten von insgesamt 70 bis 75 Millionen Franken unter anderem für Banken und Anwälte sowie für die Vorbereitung der Integration.

"ZEIT DER AUSEINANDERSETZUNG LIEGT HINTER UNS"

Nach dem teilweise heftigen Schlagabtausch mit Freenet und anderen Großaktionären bemüht sich Sunrise nun um Normalität. Am Vortag habe der Sunrise-Verwaltungsrat, in dem auch Freenet-Vertreter sitzen, getagt. "Die Zeit der Auseinandersetzung liegt jetzt ein Stück weit hinter dem Verwaltungsrat", sagte Krause. "Wir sehen, dass wieder ein Wille zur konstruktiven Zusammenarbeit erkennbar ist." Es sei für das Management wichtig, dass der Verwaltungsrat funktioniere.

Swantee stelle sich auch hinter Verwaltungsratspräsident Peter Kurer, den einzelne Aktionäre und Medien zum Rücktritt aufgefordert hatten. "Die Diskussionen über Peter Kurer in der Presse sind weitgehend unfair, er hat einen super Job gemacht." Er hoffe, dass Kurer bleibe. Zu seiner eigenen längerfristigen Zukunft bei Sunrise ließ sich Swantee nicht in die Karten blicken. "Ich konzentriere mich wie alle anderen im Management auf Sunrise und die Ausarbeitung der Strategie für 2020." Andere größere Übernahmen stünden für Sunrise nicht auf der Agenda. Er rechne vorerst auch nicht damit, dass es über einen anderen Zusammenschluss zu einer Konsolidierung am Schweizer Markt komme oder dass sich eine neue Firma aus dem Ausland wie etwa die Deutsche Telekom oder Orange in den Schweizer Telekom-Markt einkaufen könnten.