FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse europäischer Staatsanleihen sind am Mittwoch teils stark unter Druck geraten. Börsianer sprachen von einem regelrechten Ausverkauf. Wie in den Handelstagen zuvor verkauften Anleger trotz der Coronakrise auch Bundesanleihen, die eigentlich als sicherer Anlagehafen geschätzt werden.

Am frühen Nachmittag fiel der für den deutschen Markt richtungsweisende Euro-Bund-Future um 0,70 Prozent auf 169,84 Punkte. Die Rendite der zehnjährige Bundesanleihen stieg im Gegenzug auf minus 0,311 Prozent. Dreißigjährige Anleihen hatten erstmals seit Ende Februar wieder leicht im Plus rentiert; zuletzt lag die Rendite wieder minimal im Minus.

Nach Einschätzung des Anleiheexperten Christoph Rieger von der Commerzbank können die Kursverluste bei Bundesanleihen mit jüngsten Anlageentscheidungen großer Vermögensverwalter erklärt werden. "Vermögensverwalter verkaufen alles, was noch einigermaßen liquide und nicht unter Wasser ist", sagte Rieger. Mit diesen Maßnahmen wollen sich die Verantwortlichen seiner Einschätzung nach auf mögliche Abflüsse vorbereiten, die im Zuge der Virus-Krise zu erwarten sind.

Auch anderswo in Europa verzeichneten viele Anleihen prozentual zweistellige Renditeanstiege. Insbesondere bei den Papieren wirtschaftlich schwacher Länder kam es zu deutlichen Kursverlusten. Besonders auffällig ist die Entwicklung bei den italienischen Staatsanleihen. Anfang März hatte die Rendite zehnjähriger Papiere noch bei rund 1 Prozent gelegen. An diesem Mittwoch stieg sie zeitweise bis auf fast 3 Prozent. Zuletzt lag die Rendite bei 2,650 Prozent. Für denn italienischen Staat wird also die Aufnahme von neuen Schulden deutlich teurer.

Italien hat in der Eurozone die höchsten Renditen nach Griechenland. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hält derweil Finanzhilfen für das Land durch den Rettungsfonds ESM grundsätzlich für denkbar. Europa verfüge mit dem Fonds "über die nötige Kampfkraft in der Krise", sagt Scholz der Wochenzeitung "Die Zeit" laut einer Vorabmeldung./la/jsl/mis