Die Anti-Dumping-Abgaben für den Import von nahtlosen Röhren und Röhren aus Stahllegierungen lägen nun zwischen knapp 58 und fast 148 Prozent, teilte das Handelsministerium in Peking am Freitag mit. Damit werden die bis vor Kurzem geltenden Zölle von 13 bis 14,1 Prozent auf bis das Zehnfache angehoben. Mit künftig 57,9 Prozent bleiben beim französischen Unternehmen Vallourec der deutsche und der heimische Standort unter den für alle anderen EU-Konzerne geltenden 60,8 Prozent, wie aus der Erklärung weiter hervorging.

Mit der Erhöhung der Anti-Dumping-Zölle reagierte die Volksrepublik nach eigenen Angaben auf Forderungen der heimischen Branche. Konzerne klagten demnach über US- und EU-Unternehmen, die die Importpreise von 2014 bis 2018 um fast 14 Prozent gedrückt und Anfang 2018 einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent erreicht hätten. Bei den nun mit den erhöhten Zöllen belegten Produkten handelt es sich um Röhren, die vor allem von Versorgern beim Einsatz von Technologien mit hohen Temperaturen und hohem Druck benötigt werden. Die Nachfrage nach diesen Stahlprodukten kommt zu fast 80 Prozent aus der Volksrepublik, die wiederum fast 95 Prozent ihrer Importe aus der EU und den USA bezieht.

WIRTSCHAFTSVEREINIGUNG STAHLROHRE KRITISIERT VORGEHEN CHINAS

"Von der Maßnahme ist ein zwar nur relativ kleines, aber hochwertiges Marktsegment betroffen, vor allem nahtlose, legierte Kesselrohre für den Kraftwerksbau, sogenannte P92-Rohre", sagte der Geschäftsführer der in Düsseldorf ansässigen Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre, Frank Harms, der Nachrichtenagentur Reuters. "Der Dialog mit den chinesischen Behörden, mit dem Ziel, Zölle in diesem Marktsegment abzubauen, ist mit dieser Entscheidung empfindlich gestört." China beweis einmal mehr, dass faire Spielregeln zwar von dort gefordert, selbst aber nicht immer angewandt würden. Das weitere Vorgehen in dieser Angelegenheit müsse nun auf europäischer Ebene abgestimmt werden.

Die internationalen Handelskonflikte setzen der Wirtschaft immer stärker zu. Mehr als 600 US-Unternehmen forderten jetzt US-Präsident Donald Trump zur Lösung des Handelsstreits mit China auf. Firmen wie der weltgrößte Einzelhändler Walmart und Target schrieben in einem Brief an Trump, zusätzliche Zölle würden amerikanischen Firmen und Verbrauchern schaden. So würden die Preise für die Verbraucher in den USA steigen, für eine vierköpfige Familie etwa um rund 2000 Dollar pro Jahr. Zusätzliche Zölle im Volumen von 25 Prozent auf Importe im Volumen von 300 Milliarden Dollar würden bis zu zwei Millionen US-Arbeitsplätze ausradieren, hieß es in dem Brief unter Berufung auf eine Studie der Beraterfirma Trade Partnership. "Ein eskalierender Handelskrieg ist nicht im besten Interesse des Landes, beide Seiten würden verlieren."