Der Konzern sei bereit, auf Sitze in Aufsichtsräten zu verzichten und werde künftig eine passive Rolle einnehmen bei amerikanischen Technologie-Startups, erklärte Marcelo Claure, operativer Chef der Softbank Group, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir wissen, dass diese Deals überprüft werden - wir haben uns an das gehalten, was die US-Regierung will", ergänzte er.

Die Japaner haben in etliche neu gegründete Tech-Firmen in den USA Milliarden gesteckt, dazu gehört der vor dem Börsengang stehende Fahrdienstvermittler Uber. Doch seit dem vergangenen Jahr prüft die US-Regierung über den Ausschuss CFIUS ausländische Investitionen strenger im Hinblick darauf, ob sie ein Risiko für die nationale Sicherheit oder die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft sind. Zahlreiche ausländische Investoren schreckte dies bereits ab. Softbank geht bei CFIUS ein und aus, denn die Japaner engagieren sich in sicherheitsrelevanten Technologiefeldern wie Künstliche Intelligenz, Daten-Analyse oder autonomem Fahren. "Wir werden Wege finden, in den Vereinigten Staaten weiter zu investieren", sagte Claure.

Der Softbank-Manager betonte, sein Konzern gäbe die Zugeständnisse an die USA nicht, wenn Softbank diese Tech-Unternehmen leiten würde. Aber da es sich nur um Beteiligungen handele, sei das in Kauf zu nehmen. Bei welchen Firmen Softbank auf Einfluss verzichtete, wollte er nicht sagen. Nur soviel: "Wir stecken in vielen Gesprächen mit der US-Regierung, da muss man sich entscheiden, welchen Kampf man ausfechtet." Unklar ist die Situation bei Uber, wo die Japaner im Januar 2018 für acht Milliarden Dollar einen Anteil von 15 Prozent erwarben. Hier hätte Softbank Anspruch auf zwei Aufsichtsratssitze und wird sich Claure zufolge vielleicht auch noch um grünes Licht von CFIUS bemühen. Er ergänzte jedoch: "Das hatte bisher keine Priorität für uns." Softbank habe auch so guten Kontakt zum Uber-Management.

60 MILLIARDEN DOLLAR FÜR DIE MOBILITÄT DER ZUKUNFT

Seit seinem Amtsantritt als Chief Operating Officer (COO) bei Softbank im Mai vergangenen Jahres hat Claure, ein Amerikaner bolivianischer Abstammung, viel Zeit mit Lobbyarbeit in Washington verbracht. "Meine erste Aufgabe war es, den Austausch mit der US-Regierung zu verbessern und ihr zu erklären, was Softbank überhaupt ist", sagte der Ex-Manager von US-Telekomausrüstern. Dazu holte er sich Verstärkung durch den früheren Ford-Lobbyisten Ziad Ojakli, den ehemaligen Sicherheitsberater des US-Kongresses Jeffrey Dressler sowie Ex-Mitarbeiter aus dem Weißen Haus und dem US-Handelsministerium.

Der japanische Telekomkonzern ist über seinen 100 Milliarden Dollar schweren Vision Fund, ein von Saudi-Arabien mitfinanziertes Investmentvehikel, mittlerweile weltweit einer der größten Geldgeber für Mobilitätsdienste aller Art. In den vergangenen Jahren pumpten die Japaner 60 Milliarden Dollar in mehr als 40 Unternehmen, die Car-Sharing, Liefer- oder Fahrdienste anbieten. Das ergaben die Auswertung von Daten und Gespräche mit einem Dutzend Quellen, die mit der Strategie von Softbank vertraut sind. Zu den größten Zielfirmen gehören neben Uber und der General-Motors-Tochter Cruise in den USA, Ola in Indien, Didi in China und Grab in Singapur. Mit Toyota gründete Softbank im vergangenen Jahr das Joint Venture Monet Technologies, um selbst fahrende Mobilitätsdienste zu entwickeln.

In Deutschland stieg der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 aus Berlin ("wirkaufendeinauto.de") dank einer Finanzspritze von Softbank zu einem der am höchsten bewerteten Startups in Europa auf. Doch zum größten Mobilitätsdienstleister weltweit wollen die deutschen Autobauer Daimler und BMW mit ihrem neuen Gemeinschaftsunternehmen werden mit den Angeboten Reach Now, Charge Now, Free Now, Park Now, Share Now. Softbank-Chef Masayoshi Son sei gleichwohl "der wahre Herrscher der künftigen Mobilität", sagte Tom De Vleesschauwer, Strategieexperte von IHS Automotive.