TOKIO (dpa-AFX) - Fast fünf Jahre nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima sind drei frühere Top-Manager des Betreiberkonzerns Tepco am Montag angeklagt worden. Dem früheren Tepco-Chef Tsunehisa Katsumata und den zwei früheren Vizepräsidenten Sakae Muto und Ichiro Takekuro wird unter anderem Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht vorgeworfen. Sie sollen das Atomkraftwerk nicht gegen eine Katastrophe durch Tsunamis geschützt haben. Somit seien sie auch für den Tod von 44 älteren Patienten eines Krankenhauses sowie für die Verletzungen verantwortlich, die weitere 13 Menschen am 11. März 2011 davontrugen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Damals war es in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zu Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi gekommen.

Die drei Männer wollen dem Bericht zufolge auf nicht schuldig plädieren. Mit der Eröffnung des Prozesses werde nicht vor Jahresende gerechnet. Der Konzern Tepco wollte sich am Montag nicht zu den Anklagen äußern.

Der Betreiber des Unglücksmeilers in Fukushima hatte kürzlich eingestanden, damals zu spät über die Kernschmelze informiert zu haben. Basierend auf der Strahlung um die Reaktoren wusste Tepco schon wenige Tage nach dem Unfall von der Schwere der Schäden. Doch Tepco verwendete den Begriff Kernschmelze erst rund zwei Monate später. Wie es in den Reaktorkammern genau aussieht, weiß auch fünf Jahre nach dem Unglück niemand. Der vollständige Rückbau der Reaktoren wird voraussichtlich noch 30 bis 40 Jahre dauern.

Der örtliche Stadtrat Masumi Kowata aus der Gemeinde Okuma sagte am Montag, Vertreter der Anwohner hätten den Betreiber Tepco bereits 2004 gewarnt, Maßnahmen gegen mögliche Tsunamis vorzunehmen. So sei empfohlen worden, Notfall-Generatoren aus dem Keller der Turbinenhalle zu entfernen und auf höherem Terrain zu errichten. Dies sei damals aus Kostengründen abgelehnt worden. Bei der Tsunami-Katastrophe waren die Aggregate unter Wasser gesetzt worden, in der Folge fiel das Kühlungssystem des AKW aus.

Als Konsequenz aus der Katastrophe in Fukushima hatten zwischenzeitlich zwei Jahre lang alle 48 kommerziellen Reaktoren in Japan stillgestanden. Die Betreiberkonzerne decken den Strombedarf ersatzweise mit Wärmekraftwerken, wofür die rohstoffarme Inselnation teures Öl und Gas importieren muss. Seit 2015 gingen Schritt für Schritt wieder vier Reaktoren ans Netz, zuletzt am vergangenen Freitag in der westlichen Provinz Fukui. Am Montag wurde Reaktor Nummer 4 im Atomkraftwerk Takahama, rund 400 Kilometer westlich der Hauptstadt Tokio, nach Problemen mit einem Generator automatisch heruntergefahren. Der Betreiberkonzern Kansai Electric Power sagte, der Vorfall werde untersucht./tk/DP/men