LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der weltgrößte Stahlhersteller ArcelorMittal hat seine Talfahrt im zweiten Quartal gestoppt. Dank einer Erholung der Stahlpreise und Kosteneinsparungen stieg der operative Gewinn (Ebitda) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Viertel auf knapp 1,8 Milliarden US-Dollar, wie der Konzern am Freitag in Luxemburg mitteilte. Das war das beste Quartalsergebnis seit 2014. An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Am Vormittag zog der Kurs der ArcelorMittal-Aktie um rund vier Prozent an und erreichte den höchsten Stand seit vergangenem Herbst. Für den weiteren Jahresverlauf ist ArcelorMittal aber weiterhin nur vorsichtig optimistisch gestimmt.

Die Erholung der Preise habe in den vergangenen Wochen wieder etwas an Fahrt verloren, erläuterte das Management seine Haltung. Zudem sei die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte typischerweise geringer. "Wir sehen aber bessere Marktbedingungen als in der zweiten Hälfte 2015", sagte Vorstandschef Lakshmi Mittal. Für das Gesamtjahr prognostizierte der Vorstand für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) weiterhin einen Rückgang auf gut 4,5 Milliarden Dollar, davon sind nach den ersten sechs Monaten 2,7 Milliarden eingefahren. 2015 war das Ergebnis um rund zwei Milliarden auf 5,2 Milliarden Dollar abgesackt.

Dass das zweite Halbjahr nun besser werden soll als vor einem Jahr, ist keine große Kunst. Damals hatte sich die Lage für die von Überkapazitäten und hohen Preisdruck gebeutelte Branche dramatisch verschärft, als China angesichts der Wirtschaftsabkühlung im eigenen Land dazu überging, seine eigene Überproduktion auf den Weltmarkt zu Billigpreisen zu werfen. In den vergangenen vier Jahren schrieb ArcelorMittal jeweils rote Zahlen, 2015 allein kam ein Rekordverlust von fast acht Milliarden Dollar zusammen.

Seit Anfang dieses Jahres erholen sich die Preise aber wieder, im zweiten Quartal verteuerte sich Stahl in Europa um 13 Prozent. Dazu trugen unter anderem wieder bessere Konjunkturaussichten in China bei. Zudem wirken sich die erhobenen Schutzzölle für Dumping-Importe aus Fernost aus.

Der Umsatz von ArcelorMittal ging im zweiten Quartal trotzdem um knapp 13 Prozent auf 14,7 Milliarden Dollar zurück. Hier zeigte sich, dass die Preise noch nicht wieder auf dem Vorjahresniveau angekommen sind. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 1,1 Milliarden Dollar, vor einem Jahr waren es gerade 179 Millionen. Dabei profitierte der Konzern vor allem von einem hohen Sondereffekt bei der Bewertung von Pensionen für Mitarbeiter in den USA, nachdem dort ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen wurde. Analysten hatten mit schwächeren Zahlen gerechnet.

Für den weiteren Geschäftsverlauf hatte sich der Konzern zuletzt finanziell Luft verschafft. Nach einer milliardenschweren Kapitalerhöhung und dem Verkauf seiner Minderheitsbeteiligung am spanischen Autozulieferer Gestamp ging die Nettoverschuldung in den vergangenen drei Monaten um 4,6 Milliarden auf 12,7 Milliarden Dollar zurück. Bereits vor einem Monat hatte der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern Salzgitter dank wieder steigender Preise seine Ergebnisprognose angehoben und erwartet nun doch einen Gewinn vor Steuern in diesem Jahr. Die Niedersachsen legen in knapp zwei Wochen ebenso wie die deutsche Nummer eins, Thyssenkrupp , ihre Quartalszahlen vor./enl/stw/zb

Unternehmen im Artikel: ThyssenKrupp AG, ArcelorMittal