(Neu: Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Thyssenkrupp-Anleger verlieren die mittlerweile einige Tage zurückliegende Erholung allmählich aus den Augen. Am Mittwoch ging es zeitweise erneut bergab für die seit kurzem nicht mehr im Dax notierten Papiere - dieses Mal, weil Vorstandschef Guido Kerkhoff nach dem Willen maßgeblicher Aufsichtsräte schon wieder gehen soll. Mit dem Schlussspurt am Markt schaffte es die Aktie bis Handelsende aber mit 0,24 Prozent ins Plus.

Damit setzte sich der jüngste Rücksetzer nach einigen Erholungswochen bei Thyssenkrupp erst einmal nicht fort. Vom Mitte August erreichten Tief seit 2003 waren die Papiere zuvor binnen vier Wochen um mehr als 40 Prozent gestiegen. Neuerdings zollen sie diesem Lauf Tribut.

Der Personalausschuss des Aufsichtsrats habe dem Gremium empfohlen, mit Kerkhoff "Verhandlungen über eine zeitnahe Beendigung" seines Mandates aufzunehmen, hatte der Konzern am Vorabend nach Börsenschluss mitgeteilt. Großaktionär Cevian begrüßte am Mittwoch die geplante Ablösung. Aufsichtsratschefin Martina Merz soll Kerkhoffs Amt für maximal ein Jahr übernehmen.

Am Markt variierten die ersten Stimmen zwischen steigender Unsicherheit und neuer Hoffnung. Von einigen wurde ein möglicher Zusammenhang mit der aktuell diskutierten Zukunft der Aufzugsparte gesehen. Ein Börsianer bezeichnete es im Falle eines Weggangs von Kerkhoff als "wahrscheinlicher, dass die Einheit vollständig verkauft wird". Die Spekulationen um einen Verkauf der Sparte galten zuletzt als wichtiger Treiber für die Kurserholung.

Andere Experten geben sich jedoch kritischer. Schwere Zeiten würden für die deutsche Industrie-Ikone noch schwerer, kommentierte etwa Analyst Christian Obst von der Baader Bank und rät dazu, von einem Investment in die Aktie abzusehen. Pressegerüchte um Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Management und dem Aufsichtsrat habe es zuvor schon gegeben. Auch Obst erwähnte dabei explizit die Zukunft der Aufzugsparte als Thema.

Laut dem Commerzbank-Experten Ingo-Martin Schachel ist es schwierig zu beurteilen, was ein Nachfolger von Kerkhoff anders machen werde. In der Übergangszeit mit Martina Merz rechnet er mit Kontinuität.

Luke Nelson von JPMorgan jedoch verspricht sich von einer Neubesetzung etwas Positives. Viele Anleger seien skeptisch gewesen, dass die bisherige Leitung die erforderlichen strategischen Änderungen innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens umsetzen kann. Für einen möglicherweise von außen kommenden und flexibler denkenden Konzernlenker sei die Neuausrichtung von Thyssenkrupp ein attraktives Projekt./tih/ajx/gl/jha/

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