"Die Politik muss im Konflikt um Thyssenkrupp Partei ergreifen", schrieb er im "Handelsblatt" vom Freitag. "Sie muss Finanzinvestoren für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Gemeinwohl gewinnen und sie notfalls in die Schranken weisen", forderte er. Es gehe nicht an, wenn sich eine bestimmte Gruppe von Finanzinvestoren allein daran orientiere, möglichst viel Geld zu verdienen und dabei auch auf die Zerschlagung von Konzernen zu setzen. Mit einem solchen Vorgehen wären sie auch "Feinde unserer Demokratie".

Der SPD-Politiker beklagte, dass sogenannte "aktivistische Finanzinvestoren" in Europa kaum Einschränkungen ihres Tuns fürchten müssten, während deutsche Konzerne absehbar mit neuen US-Zöllen und Protektionismus zu kämpfen hätten. "Sie werden schwach reguliert, nicht mit Strafzöllen belegt oder gar von Arbeitnehmern mitbestimmt", schrieb er. Es gehe hier um einen "Teil der Private-Equity Branche", der für den ungezügelten, durch Gesetze kaum gezähmten Teil der Finanzwirtschaft stehe. Gabriel warnte, das Verhalten solcher Investoren und deren mögliche Folgen, wie das Wegbrechen von Industriearbeitsplätze, leisteten dem Populismus Vorschub und damit Entwicklungen, wie dem "Brexit" und dem Wahlsieg von US-Präsident Donald Trump.

Thyssenkrupp steckt nach dem Rücktritt von Vorstandschef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner in einer Führungskrise. Investoren wie der Großaktionär Cevian und der US-Hedgefonds Elliott haben einen Kurswechsel in der Strategie gefordert. Sie wollen den Konzern konsequent auf Rendite trimmen. Die Turbulenzen an der Spitze hatten an den Börsen Spekulationen über eine Zerschlagung des Traditionskonzerns ausgelöst.