Sollten alle angedrohten Schritte umgesetzt werden, würde der durchschnittliche US-Einfuhrzoll auf den höchsten Stand der vergangenen 50 Jahre klettern, warnten die Währungshüter in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Wirtschaftsbericht. "Diese Entwicklungen stellen auf die kurze bis mittlere Frist ein ernstzunehmendes Risiko für die globalen Handels- und Konjunkturaussichten dar."

Auch die deutsche Notenbank ist über die Entwicklung zunehmend besorgt. Wie sie mitteilte, stimmten bei einem Besuch von Bundesbank-Chef Jens Weidmann bei seinem tschechischen Amtskollegen beide überein, dass die Zunahme protektionistischer Schritte derzeit das bedeutendste globale Risiko sei.

Der WTO-Chef rief alle Länder auf, den aktuellen Handelskonflikt zu entschärfen. "Es liegt in der Verantwortung der gesamten internationalen Gemeinschaft, zur Lösung dieser Probleme beizutragen", schrieb Roberto Azevedo im "Handelsblatt". "Die Situation ist äußerst ernst." Der Welthandel sei in Gefahr. "Ob man die gegenwärtige Situation als einen Handelskrieg bezeichnet oder nicht: Die ersten Schüsse sind bereits gefallen."

"GANGSTER-MENTALITÄT"

Die USA und China haben gerade eine neue Runde im Handelsstreit eingeläutet: Das Handelsministerium in Peking kündigte am Mittwoch Abgaben von 25 Prozent auf amerikanische Einfuhren im Volumen von 16 Milliarden Dollar an. Es reagierte damit auf eine nur wenige Stunden zuvor bekanntgewordene Entscheidung der US-Regierung, die ihrerseits Importe aus der Volksrepublik im gleichen Umfang mit Zöllen von 25 Prozent belasten will. Beide Maßnahmen sollen ab dem 23. August gelten.

Das Weltwirtschaftsklima leidet immer mehr unter dem Handelsstreit. Das entsprechende Barometer brach im dritten Quartal von 16,5 auf 2,9 Punkte ein, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner vierteljährlichen Befragung von 1200 Experten aus 120 Ländern mitteilte. Es liegt damit in etwa auf dem Niveau des ersten Quartals 2017. "Die Weltkonjunktur fährt nur noch mit angezogener Handbremse", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Lage werde zwar deutlich schlechter bewertet, doch sei das Niveau weiter hoch. "Die Erwartungen fielen dagegen abermals sehr stark und liegen auf dem niedrigsten Wert seit Ende 2011." Die WTO teilte mit, dass sich das Wachstum im weltweiten Warenhandel im dritten Quartal wahrscheinlich verlangsamen werde.

Chinesische Staatsmedien verschärften unterdessen den Ton. Die Zeitung "China Daily" warf der US-Regierung "Gangster-Mentalität" vor und warnte vor einer weiteren Eskalation. China habe keine andere Wahl als zurückzuschlagen. Im Sender CCTV hieß es, China könne seine Interessen schützen und habe viele Mittel dazu in der Hand. US-Präsident Donald Trump stört sich am riesigen Defizit seines Landes im Handel mit China und hat deswegen den Zollstreit vom Zaun gebrochen.

Ausländische Unternehmen haben einem Magazinbericht zufolge nicht sonderlich große Chancen, von den bereits verhängten US-Strafzöllen ausgenommen zu werden. Mittlerweile seien rund 22.000 Anträge von den zuständigen US-Stellen abgelehnt worden, berichtete die "Wirtschaftswoche". Allein sieben Anträge der Thyssenkrupp-Tochter TK Presta seien negativ beschieden worden. Die USA haben Sonderzölle auf Stahl und Aluminium eingeführt, darunter auch aus der EU.