DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie zeigt sich die IG Metall von einer Klage der Arbeitgeber unbeeindruckt und will ihre Tagesstreiks in NRW ausweiten. Nachdem bei einer ersten Warnstreikwelle seit Dienstagabend zunächst rund 14 600 Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen die Arbeit niedergelegt hätten, seien nun ab Mittwochabend rund 16 000 Metaller zu Aktionen aufgerufen, teilte ein Gewerkschaftssprecher mit. Geplant sei, die Produktion in landesweit 22 Betrieben lahmzulegen.

Zum Auftakt der neuen Tages-Warnstreiks sei das Streikziel zu "100 Prozent" erreicht worden, hatte die Gewerkschaft zuvor in Düsseldorf mitgeteilt. Die Produktion sei bei der ersten Streikwelle in 30 Betrieben zum Stillstand gekommen. Mit rund 1200 Beschäftigten war Thyssenkrupp Rothe Erde in Lippstadt der größte Betrieb, der von den aktuellen Aktionen betroffen war. Die IG Metall hatte bundesweit zu Aktionen aufgerufen. Welche Betriebe die IG Metall in der Nacht zum Donnerstag ins Visier nehmen will, teilte die Gewerkschaft zunächst nicht mit.

Die NRW-Arbeitgeber reichten am Mittwoch eine Klage beim Arbeitsgericht Frankfurt gegen die aus ihrer Sicht rechtswidrigen Streikaktionen ein. Hintergrund sei die nach wie vor bestehende Forderung nach einem Teillohnausgleich für ausgewählte Beschäftigte, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Luitwin Mallmann. Die Arbeitgeber halten das für rechtswidrig. Mallmann warf der Gewerkschaft vor, eine Lösung im laufenden Tarifkonflikt von vorneherein nur nach verschärften Arbeitskampfmaßnahmen angestrebt zu haben. Gleichzeitig forderte er die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Die IG Metall will in dieser Woche in NRW insgesamt mehr als 65 000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie zu 24-stündigen Warnstreiks aufrufen. Es werde Arbeitsniederlegungen in fast 70 Betrieben in allen Regionen des Landes geben, hatte der IG Metall- Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, am Montag in Düsseldorf angekündigt.

Die Gewerkschaft verlangt für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche - darunter etwa 700 000 in NRW - sechs Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten und Möglichkeiten zur Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden. Bestimmte Gruppen wie Schichtarbeiter, pflegende Angehörige oder Eltern junger Kinder sollen dabei einen Teil-Ausgleich für entgangenen Lohn erhalten, was die Arbeitgeber bislang strikt ablehnen. Die Arbeitgeber haben bisher eine Einmalzahlung von 200 Euro und zwei Prozent mehr Einkommen für 15 Monate geboten.

Am vergangenen Wochenende waren Verhandlungen in der fünften Runde mit den Arbeitgebern in Stuttgart abgebrochen worden. Beide Seiten machten sich gegenseitig dafür verantwortlich.

Bayerns IG-Metall-Bezirkschef Jürgen Wechsler hatte am Dienstag erneut klargemacht, dass es während der aktuellen Warnstreikwelle keine neuerlichen Gespräche geben könne. Frühestmöglicher Termin für eine sechste Verhandlungsrunde wäre damit der Samstag.

Bundesweit sollen bis einschließlich Freitag an die 275 Betriebe bestreikt werden, ohne dass zuvor eine Urabstimmung stattgefunden hätte. Die IG Metall hatte nach eigenen Angaben nur die Beschäftigten in den betroffenen Betrieben gefragt und dort jeweils klare Mehrheiten für die Aktionen erhalten. Die Teilnehmer bekommen im Unterschied zu kürzeren Warnstreikaktionen von der Gewerkschaft einen finanziellen Ausgleich für Lohnverluste./uta/DP/stk