(neu: Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Aufspaltungspläne haben bei den Aktien von Thyssenkrupp für einen Befreiungsschlag gesorgt. Zunächst reagierten die Papiere schon euphorisiert auf entsprechende Medienberichte mit Berufung auf Kreise. Später dann bauten sie ihre Gewinne nochmals spektakulär auf zeitweise 17 Prozent aus, als der Konzern die Pläne offiziell machte. In der Spitze rückten sie am Donnerstag mit 23,50 Euro auf den höchsten Stand seit Juli vor. Am Ende pendelten sie sich mit 22,06 Euro dann bei einem immer noch deutlichen Aufschlag von knapp 10 Prozent ein. Bis zur Mittagszeit hatte sich der Aktienkurs nur wenig von der Stelle bewegt.

Der Industriekonzern hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass er sich in zwei eigenständige Unternehmen aufspalten will. Diese Pläne werde der Vorstand dem Aufsichtsrat auf einer Sitzung am Sonntag vorstellen, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Industriegütergeschäfte mit dem Aufzug- und Automobilzuliefergeschäften sowie dem Kernanlagenbau sollen demnach künftig unter dem Dach der Thyssenkrupp Industrials AG stehen, die übrigen Sparten mit dem Stahlgeschäft und der Edelstahlproduktion unter der Thyssenkrupp Materials AG.

Spekulationen über solch einen Schritt hatten sich am Markt schon länger gehalten. Analyst Seth Rosenfeld vom US-Analysehaus Jefferies bezeichnete die Meldungen in einer am Donnerstag vorliegenden Studie daher als den "lange ersehnten Kurstreiber für den Industriekonzern". Er sieht in solch einem Schnitt einen wichtigen Kurstreiber, der dafür sorgen könnte, dass die Aktie eine bedeutende Bewertungslücke gegenüber anderen Werten aus dem Kapitalgütersektor schließt.

Einem Händler zufolge ist Thyssenkrupp "eine der interessantesten Restrukturierungs-Stories" überhaupt an den Börsen, entsprechend ausgeprägt sei nun die Euphorie der Anleger. Angetrieben worden waren die Spekulationen in den vergangenen Monaten vom Einfluss aktivistischer Investoren und von diversen Personalwechseln. Vorstandschef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner hatten vor einigen Monaten kurz hintereinander überraschend ihre Jobs hingeworfen.

Der Satz nach oben bei den Aktien geschah am Donnerstag allerdings auch von einem gedrückten Kursniveau: Vor wenigen Tagen erst hatten die Papiere mit 18,75 Euro ihren tiefsten Stand seit Sommer 2016 erreicht. Im bisherigen Jahresverlauf stehen sie nun immer noch mit fast 9 Prozent im Minus, womit sie im Mittelfeld des Dax vor sich hin dümpeln. Von dem Niveau vor der Finanzkrise im Jahr 2007 mit Höchstkursen von mehr als 45 Euro ist die Aktie damit meilenweit entfernt./tih/she/he