FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Börsianer haben sich auf die Quartalszahlen von Thyssenkrupp am Mittwochvormittag nur schwer einen Reim machen können. Mit den Papieren des im Umbruch stehenden Industriekonzerns ging es im frühen Handel auf und ab. Zuletzt setzten sich die Skeptiker durch, die Aktie lag mit einem Minus von 0,8 Prozent am Ende des steigenden Dax und fiel auf den niedrigsten Stand seit Anfang Dezember.

Die Ansatzpunkte zur Kritik an den Ergebnissen im ersten Quartal 2017/2018 waren zahlreich. So wiesen Ingo Schachel von der Commerzbank und Seth Rosenfeld vom US-Broker Jefferies auf einen starken Rückgang der Barmittel hin. Bei Thyssenkrupp sind ivon September bis Dezember 1,5 Milliarden Euro an Barmitteln abgeflossen. Das sei allerdings "keine große Überraschung", merkte Rosenfeld gleichzeitig an. Denn Wettbewerber hätten jüngst bereits über einen ähnlichen Druck auf das Betriebskapital geklagt.

Der Experte nannte zudem das Gewinnziel der Essener für das Geschäftsjahr "konservativ". Die Zielspanne für den bereinigten operativen Gewinn von 1,8 bis 2 Milliarden Euro liege unter seiner Annahme von 2,1 Milliarden Euro. Negativ falle zudem eine unverändert schwache Profitabilität im klassischen Anlagenbau auf. In der unter "Industrial Solutions" firmierenden Sparte habe der Konzern nur etwa ein Drittel von dem verdient, was er prognostiziert hatte.

Rochus Brauneiser vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux beklagte ferner einen schwachen Auftragseingang in diesem Segment. Hier habe Thyssenkrupp im ersten Quartal "nur kleine und mittlere Orders verbucht". In der Folge liege der gesamte Auftragseingang mit 9,7 Milliarden Euro unter seiner Schätzung von 10,2 Milliarden Euro. Für Brauneiser selbst nach den jüngsten Kurseinbußen der Aktie ein Grund, diese nur zu "halten".

Investoren waren schon im Vorfeld der Quartalsergebnisse in Deckung gegangen: Der Thyssenkrupp-Kurs war zuletzt von 26,50 Euro Ende Januar um fast 13 Prozent gefallen, deutlich stärker als der Dax oder der europäische Sektor der Industriegüterproduzenten.

Die zwischenzeitlichen Kursgewinne der Aktie im frühen Handel könnten dem Fakt geschuldet gewesen sein, dass der bereinigte operative Gewinn die Konsensprognose übertroffen hat. Allerdings fanden Analysten auch hier das Haar in der Suppe. Diese Kennziffer habe von einem Einmalertrag aus einem Immobilienverkauf sowie von saisonal bedingt niedrigeren IT-Kosten profitiert. "Bereinigt um diese Effekte lag das erste Quartal unter der Konsensschätzung", sagte Kepler-Analyst Brauneiser./bek/nas/das

-----------------------

dpa-AFX Broker - die Trader News von dpa-AFX

-----------------------