LUTON (dpa-AFX) - Die Hängepartie beim Brexit und fallende Ticketpreise bremsen den britischen Billigflieger Easyjet. Im saisontypisch schwachen Winter vervierfachte sich der Verlust, und auch für den Sommer rechnet Easyjet-Chef Johan Lundgren mit fallenden Ticketpreisen. Zugleich muss die Airline mehr Geld für Kerosin ausgeben. Mit mehr Ersatzflugzeugen will Lundgren einem erneuten Flugchaos wie im Sommer 2018 entgegenwirken, wie Easyjet am Freitag in Luton bei London mitteilte.

An der Börse wurden die Nachrichten wohl auch deshalb positiv aufgenommen. Die Easyjet-Aktie legte am Vormittag um mehr als vier Prozent zu und war damit Spitzenreiter im britischen Leitindex FTSE 100. Allerdings hat das Papier seit einem Jahr etwa 40 Prozent an Wert verloren.

So sorgten der teure Treibstoff und deutlich gesunkene Ticketpreise dafür, dass Easyjet im Winterhalbjahr bis Ende März mit 218 Millionen britischen Pfund (250 Mio Euro) rund viermal so viel Verlust schrieb wie im Vorjahreszeitraum. Dabei beförderte die kleinere Rivalin des irischen Billigfliegers Ryanair mit 42 Millionen Passagieren gut 13 Prozent mehr als im Winter zuvor. Der Umsatz legte um sieben Prozent auf 2,3 Milliarden Pfund zu.

Auch für den Sommer sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren keine berauschende Entwicklung voraus. Die Unsicherheit über den Austritt Großbritanniens aus der EU und um den Brexit helfe Easyjet nicht gerade dabei, möglichst viele Flugtickets zu auskömmlichen Preisen zu verkaufen. Zusammen mit der schwächeren Wirtschaftsentwicklung in Europa mache die anhaltende Brexit-Debatte die Bemühungen Easyjets um höhere Ticketpreise und Verbesserungen im bisher verlustreichen Berlin-Geschäft zunichte.

In der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres dürfte der Umsatz je angebotenem Sitzplatz daher etwas niedriger ausfallen als im Vorjahr. Das Unternehmen dreht auch deshalb an der Kostenschraube. Im laufenden Jahr will das Management mehr als 100 Millionen Pfund einsparen.

Eine konkrete Gewinnprognose für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende September nannte Easyjet noch immer nicht. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Steuern werde aber voraussichtlich die Erwartungen von Analysten erfüllen, schrieb das Management. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Branchenexperten gehen im Schnitt bislang von 427 Millionen Pfund aus. Das wären rund 150 Millionen Pfund weniger als ein Jahr zuvor.

Unterdessen wollte sich Lundgren nicht zu einem möglichen Interesse an den Airlines des Reiseveranstalters Thomas Cook äußern. Der Konzern mit Marken wie Neckermann Reisen braucht dringend Geld und hat deshalb seine gesamten Ferienfluggesellschaften samt der deutschen Condor zum Verkauf gestellt. Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser zufolge hat eine Reihe von Interessenten Gebote für die gesamte Airline-Gruppe sowie einzelne Teile davon abgegeben.

Die Namen der Bieter nannte Fankhauser zwar nicht. Allerdings hatte die Lufthansa bereits verraten, dass sie ein Gebot für Condor abgegeben hat. Im Februar hatte auch Ryanair öffentlich Interesse an Teilen der Thomas Cook Airlines signalisiert. In Medienberichten wurden zudem die britische Fluglinie Virgin Atlantic und der US-Airline-Investor Indigo Partners als Interessenten gehandelt. Die British-Airways-Mutter IAG hat hingegen vergangene Woche klargestellt, dass sie für keinen Teil von Thomas Cook bieten will./stw/elm/jha/