BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Pleite von Thomas Cook belastet die deutschen Tochterunternehmen des britischen Reisekonzerns immer stärker. Nach dem Ferienflieger Condor stellte nun auch die Thomas Cook GmbH in Oberursel einen Antrag auf einen Überbrückungskredit beim Bund, wie das Unternehmen mitteilte. Beide Unternehmen sind nicht insolvent. Über die Bitte von Condor will die Bundesregierung "in den nächsten Tagen" entscheiden, wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ankündigte. Dem Vernehmen nach geht es um rund 200 Millionen Euro für Condor, um "Liquiditätsengpässe" zu verhindern. In den Tourismusregionen, in denen Thomas Cook stark vertreten ist, sorgen sich vor allem Hotels und kleinere Unternehmen um die Zukunft.

Mit Blick auf Condor sagte Wirtschaftsminister Altmaier, die Schwierigkeiten seien durch die Insolvenz der Muttergesellschaft entstanden. "Es sind keine hausgemachten Probleme." SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich zeigte sich zuversichtlich, dass der Bund mit einem Überbrückungskredit helfen kann. Der Ferienflieger beschäftigt etwa 4900 Mitarbeiter und hält seinen Flugbetrieb aufrecht.

Flughäfen und Gewerkschaften unterstützten die Bitte des Unternehmens um Staatshilfe. Condor ist ein wichtiger Partner für deutsche Reiseveranstalter. Angesichts der bevorstehenden Herbstferien wäre ein Ausscheiden Condors aus dem Markt für die Tourismusbranche ein großes Problem. Die Pleite von Thomas Cook beflügelte erneut die Spekulationen über einen Verkauf Condors. Es gebe ein hohes Interesse auch bei Finanzinvestoren, sagte ein Condor-Sprecher.

Kunden der deutschen Thomas Cook können auch am 25. und 26. September ihre Reisen nicht antreten. Die Durchführung könne nicht garantiert werden, hieß es. Nach Hause fliegen könnten Pauschalreisegäste aktuell in der Regel wie geplant.

Die Tochter mit den Marken Thomas Cook, Neckermann, Öger Tours, Air Marin und Bucher Reisen ist nicht insolvent. Sie führt derzeit Gespräche mit möglichen Kapitalgebern und allen zuständigen Gremien auf Regierungsebene in Berlin und Wiesbaden. "Wir tun alles in unser Macht Stehende, um den Fortbestand unseres Unternehmens zu sichern", sagte Stefanie Berk, Vorsitzende der Geschäftsführung der Thomas Cook GmbH. Der Verkauf von neuen Reisen bleibt gestoppt.

Hoteliers in Urlaubsländern fürchten, dass sie auf unbezahlten Rechnungen sitzenbleiben und zudem künftig Urlauber wegbleiben. Das könnte für viele Unternehmer das Aus bedeuten. So schätzt der spanische Reiseunternehmerverband Exceltur allein den Schaden wegen offener Rechnungen von Thomas Cook auf mindestens 200 Millionen Euro.

Griechische Verbände gehen davon aus, dass die Insolvenz den wichtigen Tourismussektor des Landes bis zu 500 Millionen Euro kosten könnte. In Tunesien sind nach Angaben des Hotelverbandes FTH etwa 100 Unterkünfte in Hammamet und auf Djerba betroffen. Derzeit stünden von Thomas Cook rund 70 Millionen Euro an offenen Rechnungen bei tunesischen Hotels aus. In Ägypten müssen bis April kommenden Jahres Reservierungen für 25 000 Reisende storniert werden./mar/hoe/DP/jha