Biel (awp) - Das Geschäft mit Schweizer Uhren läuft rund. Im Mai sind den Handelsstreitigkeiten zum Trotz vor allem nach China deutlich mehr Zeitmesser exportiert worden als noch vor einem Jahr. Weniger gut präsentiert sich die Lage in der Exportindustrie.

Insgesamt wurden im Mai Uhren im Wert von 2,04 Milliarden Franken über die Schweizer Landesgrenzen hinaus geliefert. Das sind gut 11 Prozent mehr als im Vorjahr, wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH am Donnerstag mitteilte.

Ein zweistelliges Wachstum hatte es zuletzt im Juni des letzten Jahres gegeben. Auch Analysten hatten im Vorfeld der Mai-Publikation nicht an eine derart gute Entwicklung geglaubt. Die Uhrenexporte seien auch ohne den zusätzlichen Arbeitstag "verblüffend gut" ausgefallen, hiess es etwa bei der ZKB.

Tatsächlich zählte der Mai in diesem Jahr einen Arbeitstag mehr als 2018. Aber auch ohne diesen Effekt läge das Exportwachstum mit geschätzt 8 bis 9 Prozent auf einem hohen Niveau, führte der Branchenverband weiter aus. Die weltweite Nachfrage nach Schweizer Uhren habe spürbar zugenommen.

Noch vor einem Monat hatte der leichte Exportrückgang im April für leise Enttäuschung gesorgt. Mit den nun vorgelegten Daten lässt sich aber die Bilanz des laufenden Jahres sehen: In den ersten fünf Monaten wurden Uhren im Wert von 8,93 Milliarden Franken exportiert. Das ist ein Plus von 4,1 Prozent.

Wachstumssprung in China

Für die zuletzt gute Entwicklung waren die zweit- und drittgrössten Absatzmärkte der Uhrenbranche, die USA (+10% im Mai) und China (+81%), massgeblich verantwortlich. In China seien unüblich viele Wecker und Kleinuhren bestellt worden, doch habe sich das Geschäft auch ohne diese Stütze sehr gut entwickelt, hiess es beim Verband.

Auch in andere für die Branche wichtige Länder wie Japan (+40%), Grossbritannien (+30%) oder Singapur (+25%) wurden deutlich mehr Uhren verschifft als letztes Jahr. Dagegen gab es im grössten Markt Hongkong (-7%) zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang.

In der ehemaligen britischen Kolonie sorgen seit Wochen die politischen Unruhen für teils chaotische Zustände. Das dürfte dem Geschäft mit den so wichtigen Touristen vom chinesischen Festland zusetzen. Unsichere Zeiten in Reisedestinationen, seien es Demonstrationen in Hongkong oder wie vor Jahren die Terrorangst in Frankreich, schrecken chinesische Touristen in der Regel ab.

Mit Blick auf die Entwicklung in den verschiedenen Preissegmenten bleibt das Bild unverändert: Teure Uhren sind gefragt, die billigeren weniger. Im Mai gingen die Exporte mit Uhren zu Exportpreisen von weniger als 200 Franken mit 12 Prozent ein weiteres Mal klar zurück. Dagegen wuchsen die Ausfuhren von Luxusprodukten zu Preisen von über 3'000 Franken mit 13 Prozent.

An der Börse erhielten die Aktien der Uhrenkonzerne Swatch und Richemont von den überraschend guten Exportdaten Aufwind.

Weniger exportierte Medikamente

Die Schweizer Exportwirtschaft insgesamt hat sich dagegen im Mai verhalten entwickelt. Verglichen mit April nahmen die Exporte saisonbereinigt um 0,5 Prozent auf 18,9 Milliarden Franken ab. Damit würden die Ausfuhren seit Jahresbeginn leicht abwärts tendieren, schrieb die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Donnerstag.

Der Auslöser war der Rückgang in der umsatzgrössten Sparte, der chemisch-pharmazeutischen Produkte (-2,4%). Dies sei wahrscheinlich dem Wechsel des Vertriebsmodells in der Pharmasparte zuzuschreiben, hiess es. Besser lief es in der Bereichen Maschinen und Elektronik (+2,7%) und Präzisionsinstrumente (+4,0%). Die Uhrenexporte legten saisonbereinigt und verglichen mit April um 8,9 Prozent zu.

Auf der Gegenseite wurden im Mai mehr Güter in die Schweiz eingeführt. Die Importe nahmen um 0,9 Prozent auf 17,2 Milliarden Franken zu. Daraus resultierte in der Handelsbilanz ein zum Vormonat um gut eine Viertel Milliarde tieferer Überschuss von 1,65 Milliarden.

mk/tt