Für die einen ist Tesla-Chef Elon Musk ein Visionär, der drauf und dran ist, das Leben der gesamten Menschheit in so vielen Bereichen auch abseits der Elektromobilität zu revolutionieren. Die anderen halten ihn für einen Scharlatan, einen dauerbekifften Angeber, der nichts anderes kann, als über Twitter für sehr viel heiße Luft zu sorgen. Folgende Generationen werden ihr Urteil über Elon Musk sprechen. Er ist jedoch unbestritten eine große Persönlichkeit unserer Zeit.

Der „Master Plan“

Mithilfe von Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) will Elon Musk nicht einfach nur irgendwie Geld verdienen. Eines Tages soll es selbstverständlich sein, dass jedermann nur noch vollelektrisch fahrende Autos besitzt und deren Batterien vor der Fahrt mithilfe von Ökostrom aufgeladen werden. Dabei hat Musk relativ frühzeitig dargelegt, welche Pläne er verfolgt und wie er diese erreichen möchte. Am 2. August 2006 wurde sein „Master Plan“ auf der Internetseite von Tesla veröffentlicht. Der erste Schritt bestand darin, ein teures Sportauto zu bauen. Dieses Sportauto war der Tesla Roadster. Die mithilfe des Verkaufs des Tesla Roadsters generierten Einnahmen sollten in die Entwicklung eines günstigeren Fahrzeugs fließen. Folgen sollte ein noch günstigeres Auto. Gleichzeitig sollte die Möglichkeit geschaffen werden, einfach an den für die Batterien benötigten Ökostrom zu kommen. Mit den Tesla-Modellen „S“, „X“ und nun auch mit dem massenmarkttauglichen „Model 3“ sieht Musk seinen Master Plan als weitgehend erfüllt an. So war es im Juli 2016 Zeit für den noch ambitionierteren „Master Plan, Part Deux“.

Die Geschichte Teslas ist jedoch alles andere als ideal verlaufen. Noch immer ist es nicht klar, ob das Unternehmen seine vielen Vorhaben und die ambitionierten Pläne seines Firmenchefs finanziell stemmen kann. Zwar konnte Tesla die Produktion des für den Massenmarkt gedachten Fahrzeugs „Model 3“ zum Jahresende 2018 in den Griff bekommen, das Auto kann jedoch erst jetzt dank eines schmerzhaften Sparprogramms zu dem lange Zeit angekündigten Preis von 35.000 US-Dollar verkauft werden. Es bleibt abzuwarten, ob solche Maßnahmen Tesla helfen, den Massenmarkt zu erobern. Zumal andere Hersteller eine größere Erfahrung haben, wenn es um den Autobau geht. Zwar sind sie durch ihr Zögern im Elektroautomarkt in Rückstand geraten, dafür können sie mit Vorteilen in vielen anderen Bereichen aufwarten. Tesla hat die Produktion seiner Autos unheimlich schnell hochgefahren. Es ist nicht auszuschließen, dass dabei nicht die höchsten Ansprüche an die Verarbeitung oder Sicherheit der Autos gelegt wurde. Zudem könnte der charismatische Chef Elon Musk selbst zu einem Problem für Tesla werden.

Elon Musk als Belastung?

Der ungeheure Stress, dem Elon Musk ausgesetzt war, führte dazu, dass er im vergangenen Jahr einige fragwürdige Dinge tat. In einer Internet-Talkshow zog er an einem Joint, was bei Investoren keinen besonders großen Anklang fand. Den Höhepunkt stellte der Trubel dar, den Musk durch einen Twitter-Post am 7. August 2018 ausgelöst hatte. Darin verkündete er, Tesla von der Börse nehmen zu wollen. Ein so genanntes Delisting. Mit 420 US-Dollar würde der Preis ebenfalls feststehen, außerdem sei die Finanzierung gesichert gewesen. Im Nachhinein wissen wir, dass die Finanzierung alles andere als gesichert war und Musk diesen Tweet wohl nur abgesetzt hat, um die schwächelnde Tesla-Aktie vor einem weiteren Absturz zu bewahren. Verärgerte Short-Seller zogen vor Gericht. Sie fühlten sich betrogen, da sie auf fallende Kurse des Autobauers gewettet hatten. Das Gebaren um das angebliche Tesla-Delisting brachte sogar die US-Börsenaufsicht SEC auf den Plan.

Diese klagte Musk wegen möglichen Wertpapierbetrugs an. Sie warf ihm vor, über Twitter falsche und irreführende Angaben gemacht zu haben. Die Aufsichtsbehörde drängte sogar darauf, Musk die Tätigkeit als Vorstand in börsennotierten Unternehmen zu verbieten und sprach ihm die Eignung als verantwortungsvollen Unternehmer ab. Tesla ohne Musk kann man sich gar nicht vorstellen. Diese Möglichkeit wäre jedoch eingetreten, wenn die SEC ihre Maximalforderungen durchgesetzt hätte. Nach den neuesten Streitigkeiten besteht diese Möglichkeit weiterhin. Der ursprüngliche Streit ging noch ziemlich glimpflich für Musk aus. Im Rahmen eines Vergleichs musste er zum Beispiel seinen Verwaltungsratsvorsitz abgeben und eine Strafe zahlen. Den Chairman-Posten übernimmt nun Larry Ellison, Gründer und Großaktionär des Software-Konzerns Oracle. Dafür darf Musk weiterhin den CEO-Posten bekleiden und den Angriff auf die Riesen in der Autobranche anführen.

Produktion startet durch

Der erzwungene Verzicht Elon Musks auf den Chairman-Posten kann zum Glücksfall für Tesla werden. Auf diese Weise ist jemand da, der ihn das nächste Mal womöglich vor einem folgenschweren Tweet abhalten kann. Es könnten durchaus unüberlegte Tweets Folgen, da die Situation bei Tesla weiterhin angespannt bleibt. Zwar konnte das Unternehmen die wichtige Produktion des „Model 3“ zum Jahresende 2018 und Anfang 2019 in den Griff bekommen, die Profitabilität und die hohen Kosten bleiben jedoch ein Thema. Schließlich hat Tesla 2018 ein weiteres Verlustjahr eingefahren. Das den Anteilseignern zurechenbare Minus lag bei 976 Mio. US-Dollar. Allerdings wurde ein Jahr zuvor sogar ein Minus von 2,0 Mrd. US-Dollar verzeichnet. Zudem konnten im dritten und vierten Quartal knappe Gewinne erzielt werden. Es ist also nicht so, dass sich nichts zum Guten wenden würde. Es geht nur nicht so schnell wie gedacht. Auch die Produktion kam zuletzt trotz all der Fortschritte nicht so schnell voran wie gewünscht.

Bisher haben es Anleger Musk jedoch immer wieder verziehen, wenn er leere Versprechungen gemacht hat. Zumal Teslas Performance immer noch beeindruckend ausfällt. Das Unternehmen selbst spricht davon, dass die Steigerung der Produktion im Jahr 2018 in der Autobranche wahrscheinlich noch nie in dieser Form bewerkstelligt werden konnte. Das Unternehmen hatte das Jahr mit einer Jahresproduktionsrate von etwa 120.000 Autos begonnen, um es mit einer Rate von etwa 350.000 zu beenden. Tesla schaffte es sogar, dass sein „Model 3“ nach langer Zeit zum ersten Auto eines US-Herstellers an der Spitze der Absatzliste im Premiumsegment auf dem heimischen US-Markt wurde. Wie wir inzwischen wissen, soll das „Model 3“ jedoch kein Premium-Auto sein, es ist für den Massenmarkt bestimmt. Wenn es um die Produktionszahlen geht, macht Tesla Fortschritte. 2018 wurden 145.648 „Model 3“ an Kunden ausgeliefert. Insgesamt waren es 245.240 Autos, darunter das „Model X“ und „S“. Damit wurden im Vorjahr in etwa so viele Autos ausgeliefert wie in der gesamten Firmengeschichte zuvor. Sollte Tesla in diesem Tempo weiterwachsen, müssen sich die großen Automobilkonzerne, die Jahr für Jahr Millionen von Autos produzieren und absetzen, warm anziehen.

Fazit

Tesla und Elon Musk haben ein schwieriges Jahr 2018 hinter sich gebracht. Der Elektrowagenbauer aus Kalifornien und andere Unternehmen, an denen Musk beteiligt ist, könnten eine große Zukunft vor sich haben. Für Anleger ist zunächst nur Tesla interessant, da der Konzern börsennotiert ist und sich jedermann ein Stück Zukunft der Elektromobilität mit der Tesla-Aktie sichern kann. Allerdings hat Tesla noch sehr viele Herausforderungen zu meistern. Die mangelnde Profitabilität bleibt ein Thema, zumal das Automobilgeschäft ohnehin sehr margenschwach und der Konkurrenzdruck enorm groß ist. Außerdem hat die Tesla-Aktie in den vergangenen Jahren deutliche Kurszuwächse erfahren. In Sachen Marktkapitalisierung ist das Unternehmen schon auf Augenhöhe mit Herstellern, die jährlich mehrere Millionen Autos produzieren. Das bedeutet, die guten Aussichten könnten bereits vom Aktienkurs wiedergespiegelt werden. Schließlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt. Entsprechend könnte es für einen Einstieg bereits zu spät sein. Elon Musk selbst dürfte wiederum die Veränderung unserer Zivilisation im Blick haben und nicht nur die Entwicklung einer „coolen“ App, die sich gut auf unseren Smartphones macht.

Tesla Turbo Bull
WKNCP6W8E
ISINDE000CP6W8E1
Emissionstag 25. Februar 2019
Produkttyp Turbo Bull
Emittent Citigroup

 

Bildquelle: markteinblicke.de