Zürich/London (awp) - Der Bankensoftwareanbieter Temenos wird bei seiner angestrebten Übernahme des britischen Software-Unternehmens Fidessa ausgebremst. Die in Irland ansässige ION Investment Group hat am Freitag ein höheres Gegenangebot publiziert und sich mit dem Fidessa-Verwaltungsrat über eine Übernahme geeinigt. Temenos will seine Offerte aber nicht erhöhen und kündigt ein Aktienrückkaufprogramm an.

Die Einigung von ION und Fidessa auf ein Gegenangebot zur Temenos-Offerte wurde am Freitagnachmittag nur wenige Stunden vor Ablauf einer von der britischen Übernahmekommission auferlegten Frist bekanntgegeben. Mit 38,703 Pfund zuzüglich einer Dividende von 0,797 Pfund je Aktie oder insgesamt rund 1,5 Milliarden Pfund liegt die Offerte über derjenigen von Temenos: Das Genfer Unternehmen bietet 35,67 Pfund pro Aktie, was Fidessa mit rund 1,4 Milliarden Pfund (rund 1,8 Milliarden Franken) bewertet.

Temenos hatte im Februar mitgeteilt, dass sich das Unternehmen mit dem Verwaltungsrat der britischen Fidessa-Gruppe auf ein Übernahmeangebot geeinigt hatte. Anfang April war aber bekannt geworden, dass neben dem Genfer Bankensoftwarehersteller weitere Interessenten im Rennen um Fidessa sind. Der Fidessa-Verwaltungsrat zog dann am Freitag aufgrund der höheren ION-Offerte seine Unterstützung für die Temenos-Offerte zurück.

AKTIONÄRSVERSAMMLUNG VERSCHIEBEN

Neben der Zustimmung des Fidessa-Verwaltungsrats hat ION laut eigenen Angaben für sein Gegenangebot bereits die Unterstützung von Aktionären mit 25,1% der Stimmrechte erhalten, darunter der Grossaktionäre Lindsell Train Ltd und Evenlode Investment Management sowie des US-Hedge Funds Elliott.

Die Aktionäre von Fidessa hätten am 27. April über das Temenos-Kaufangebot für das Unternehmen entscheiden sollen. Der Fidessa-Verwaltungsrat schlägt nun aber eine Vertagung der Generalversammlung vor.

Temenos erklärte dagegen am Freitagabend, einer Verschiebung der Aktionärsversammlung nicht zuzustimmen. Sollte es zu einer Verschiebung kommen, werde das Temenos-Angebot am 28. April ablaufen, so das Unternehmen. Angesichts der Entwicklung habe man Fidessa über die Beendigung des Zusammenarbeits-Abkommens benachrichtigt.

AKTIENRÜCKKAUFPROGRAMM

Die Temenos-Aktie hatte sich am Freitag an der Schweizer Börse volatil gezeigt. Bis Mitte des Nachmittags stand der Titel unter Druck und lag zeitweise fast 2 Prozent im Minus. Nach Bekanntwerden der Einigung von ION und Fidessa drehte er allerdings moderat ins Plus und schloss den Handel bei 119 Franken.

Temenos kündigte am Freitagabend in seiner Mitteilung ein Aktienrückkaufprogramm über 250 Millionen US-Dollar an, das noch im zweiten Quartal 2018 lanciert werden soll. Finanziert werden soll es durch die "starke Cash Flow-Generierung" von Temenos, wobei per Ende Jahr ein Leverage des 1 bis 1,5-fachen des EBITDA erwartet werde. Die zurückgekauften Aktien sollen für "potenzielle Akquisitionen oder andere Unternehmenszwecke" verwendet werden.

Temenos sieht sich weiterhin als Marktführer in einem stark wachsenden Markt im Bankensegment, wie Verwaltungsratspräsident Andreas Andreades in der Mitteilung zitiert wird. Er erwarte für das Temenos-Geschäft auch weiterhin jährlich ein zweistelliges organisches Wachstum.

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