MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Mobilfunknetzbetreiber Telefonica Deutschland (O2) hat im Schlussquartal von teureren Tarifen und Einsparungen profitiert. Das operative Ergebnis kletterte unerwartet kräftig, auch beim Umsatz konnte das Unternehmen vor allem dank starker Smartphone-Verkäufe zulegen. Unternehmenschef Markus Haas will im Jahr der geplanten ersten Frequenzauktion für den neuen 5G-Mobilfunkstandard zudem das viel kritisierte LTE-Netz noch einmal deutlich ausbauen, wie er am Mittwoch in Madrid sagte.

Die Aktie der deutschen Tochter des spanischen Telekommunikationskonzerns Telefonica sackte nach Handelsbeginn um vier Prozent auf 2,91 Euro ab. Das MDax-Unternehmen habe beim operativen Ergebnis gut abgeschnitten, schrieb JPMorgan-Analyst Akhil Dattani. Der Umsatz mit Mobilfunkdienstleistungen sei allerdings kaum gewachsen, merkte Julio Arciniegas von der Investmentbank RBC Capital Markets an.

Telefonica Deutschland hatte jahrelang mit der Zusammenlegung der Netze von O2 und der 2014 milliardenschwer übernommenen E-Plus zu kämpfen, auch im Kundenservice gab es oft Probleme. Haas will weiter mittelfristig rund eine Milliarde Euro in das deutsche Mobilfunknetz investieren. Dieses Jahr sollen 10 000 LTE-Sendestationen dazukommen, nach 6700 im vergangenen Jahr. Insgesamt sollen 13 bis 14 Prozent des Umsatzes für Sachinvestitionen ausgegeben werden.

Rund um die Bedingungen der geplanten 5G-Frequenzauktionen und um das lückenhafte deutsche Mobilfunknetz insgesamt waren in den vergangenen Monaten in der Politik, der Wirtschaft und bei Verbraucherschützern wieder vermehrt Rufe laut geworden, den Netzbetreibern schärfere Versorgungsauflagen vorzuschreiben. Der Netzausbau ist für die Betreiber teuer - und die Investitionsausgaben schmälern die für die Dividende zur Verfügung stehenden Mittel. Für Anleger ist das bei Telekommunikationswerten ein wichtiger Aspekt.

Im Tagesgeschäft läuft es nach Angaben von Haas dank stärkerer mobiler Datennutzung und Kosteneinsparungen aus der E-Plus-Übernahme immer besser. Beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und neuen Regulierungseinschnitten machte Telefonica mit einem Plus von 3,6 Prozent auf 517 Millionen Euro einen für Analysten überraschend großen Sprung.

Der Umsatz kletterte von Experten unerwartet deutlich um 3,2 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro. Das lag aber vor allem an einer hohen Nachfrage nach neuen Smartphones. Die Telekomkonzerne sind hier aber nur Händler und erzielen knappe Margen. Der Umsatz mit Mobilfunkdienstleistungen stieg bei O2 dagegen aus eigener Kraft nur knapp um 0,2 Prozent. Hier hatten sich Experten deutlich mehr Schwung ausgerechnet. Zwar stieg der durchschnittliche Monatsumsatz der Mobilfunkkunden, das lag aber vor allem daran, dass Prepaid-Sim-Karten wegen Registrierungspflichten nicht mehr so gefragt sind.

2019 will Telefonica ohne Regulierungseffekte den Umsatz in etwa auf Vorjahreshöhe halten, das operative Ergebnis soll stabil bis leicht höher ausfallen. Beim Umsatz könnten Regulierungseinschnitte allerdings bis zu 70 Millionen Euro kosten, beim operativen Ergebnis bis zu 50 Millionen.

Unter dem Strich machen dem Konzern aber nach wie vor höhere Abschreibungen zu schaffen. Der Verlust im Gesamtjahr 2018 betrug 230 Millionen Euro nach 381 Millionen im Vorjahr. 2017 hatte eine hohe Steuerbelastung zu Buche geschlagen, 2018 dann gab es eine kleine Steuergutschrift. Wie bereits angekündigt will das Unternehmen aber dennoch eine Dividende von 0,27 (Vorjahr: 0,26) Euro je Aktie ausschütten.

Hauptnutznießer ist die spanische Mutter Telefonica, die gut 69 Prozent der Aktien hält und damit eine Ausschüttung von rund 556 Millionen Euro einstreicht. Insgesamt überweist Telefonica Deutschland rund 96 Prozent des freien Geldzuflusses aus dem operativen Geschäft an die Aktionäre. Die Quote soll auch künftig hoch bleiben./men/elm/jha/