MÜNCHEN (awp international) - Der Mobilfunknetzbetreiber Telefonica Deutschland (O2) hat im dritten Quartal überraschend hohe Zuwächse verzeichnet. Im Kerngeschäft mit Mobilfunkdienstleistungen erzielte die O2-Mutter das stärkste Wachstum seit der milliardenschweren Übernahme von E-Plus vor fünf Jahren, wie das Unternehmen am Montag in München mitteilte. Die Zahl der Mobilfunk-Vertragskundenanschlüsse kletterte von Juli bis Ende September um 392 000, der Serviceumsatz legte bereinigt um Regulierungseffekte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,7 Prozent zu.

Die Aktien profitierten am Vormittag. Nach Handelsstart gewannen sie 1,9 Prozent auf 2,898 Euro. JPMorgan-Analyst Akhil Dattani lobte vor allem die starken Umsätze im dritten Quartal sowie auch die "soliden Leistungskennzahlen", wobei er hier vor allem den Zuwachs der Vertragskunden im Mobilfunk hervorhob.

Langjährige Aktionäre der Tochter des spanischen Telekomriesen Telefonica dürfte das Kursplus allerdings nur leicht beschwichtigen. Zwar befinden sich die Papiere seit dem Jahrestief im August bei 2,119 Euro im Aufwind. Davor hatten die Anteilseigner aber seit Jahren nicht viel Freude, im September 2017 lag der Kurs beim Zwischenhoch von 4,873 Euro noch deutlich höher als aktuell.

Die Unsicherheit um die Mobilfunkfrequenzauktion in diesem Jahr und den möglichen neuen Netzbetreiber 1&1 Drillisch hatten den Kurs auch zu Beginn dieses Jahres noch deutlich belastet. Hauptaktionär ist mit 69,2 Prozent die spanische Muttergesellschaft, die vornehmlich an einer hohen Dividende interessiert ist.

Zuletzt konnte Telefonica Deutschland in einem gutachterlichen Verfahren von einem Schiedsspruch profitieren. Der Mobilfunkanbieter 1&1 Drillisch aus dem United-Internet-Konzern hatte sich Chancen auf rückwirkende Preissenkungen für die Netzmiete bei Telefonica ausgerechnet, daraus wurde aber nichts. Auch für weitere Verfahren dieser Art ist Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas zuversichtlich, wie er in einer Telefonkonferenz sagte. Bei den Vorleistungspreisen sehe er weiter keinen Anpassungsbedarf. Diese seien schliesslich "fair".

Konzernweit stieg der Gesamterlös im dritten Quartal um 1,9 Prozent auf 1,87 Milliarden Euro. Das um Sonder- und Regulierungseffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag mit 601 Millionen Euro leicht über den Erwartungen von Analysten (Vorjahr 478 Mio).

Die Prognosen bestätigte Haas. Das Unternehmen hat in diesem Jahr mehr als 7000 Antennenstandorte mit LTE-Technik aufgerüstet, das sind jetzt schon mehr als im gesamten Vorjahr. Telefonica hat bei der Abdeckung mit dem Datenfunk einen Rückstand und will im Gesamtjahr 10 000 Sendestationen auf Stand bringen, um die von der Bundesnetzagentur geforderte Netzabdeckung zu erreichen.

Unter dem Strich stand im dritten Quartal mit 24 Millionen Euro ein etwas geringerer Verlust als vor einem Jahr mit 30 Millionen. Seit der Übernahme von E-Plus lasten hohe Abschreibungen für die Netze und den gezahlten Übernahmepreis auf Telefonica Deutschland./men/stk/mis