ROM (awp international) - Dem italienischen Telekom-Konzern Telecom Italia bläst ausgerechnet auf seinem Heimatmarkt Gegenwind ins Gesicht. Hoher Konkurrenzdruck habe im vergangenen Jahr dort zu sinkenden Gewinnen geführt, erklärte der Konzern am Donnerstagabend in Rom. Auch die Entwicklung im neuen Geschäftsjahr sieht der ehemalige Monopolist, bei dem die beiden Grossaktionäre Vivendi und der Hedgefonds Elliott um Macht und Einfluss streiten, düster.

Die Aktie von Telecom Italia brach daraufhin am Freitagvormittag um mehr als 9 Prozent ein. Für Dhananjay Mirchandani vom Analysehaus Bernstein kommt diese Entwicklung zwar nicht überraschend, jedoch sei die Realität ernüchternd, hiess es in einer ersten Einschätzung.

Telecom Italia hatte am Vorabend mitgeteilt, der aus eigener Kraft erzielte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte 2018 in seinem Heimatmarkt im mittleren einstelligen Prozentbereich zurückgegangen sein. Der Konzern hatte bislang das Ziel ausgegeben, in den Jahren 2017 bis 2020 im Schnitt im niedrigen einstelligen Prozentbereich jährlich zu wachsen. Hoher Wettbewerbsdruck dürfte auch das Ergebnis im neuen Geschäftsjahr belasten, insbesondere in der ersten Jahreshälfte, so Telecom Italia weiter.

Dank eines robusten Geschäfts in Brasilien dürfte der Konzern hingegen die Gewinnerwartungen von Experten erfüllt haben. Das Konzern-Ebitda werde 2018 bei 8,1 Milliarden Euro erwartet, so die Italiener. Analysten gingen bislang von 8,18 Milliarden Euro aus. Analyst Mirchandani bemerkte, dass die Unternehmensprognose auf ein "sehr schwaches" viertes Quartal schliessen lasse.

Für Telecom Italia kommt die Schwäche ausgerechnet im Heimatmarkt zur Unzeit. Der unter milliardenhohen Schulden und hohen Pensionsverpflichtungen ächzende Konzern befindet sich seit einiger Zeit in Turbulenzen. Um den ehemaligen Staatsmonopolisten tobt ein Machtkampf der Aktionäre Vivendi und Elliott. Der US-Hedgefonds tritt bei Telecom Italia für einen radikalen Umbau ein und favorisiert eine überwiegende Abspaltung des italienischen Festnetzes. Der mit knapp 24 Prozent grösste Aktionär, der französische Medienkonzern Vivendi , plädiert hingegen dafür, die Kontrolle über das Netz nach einem Anteilsverkauf zu behalten.

Zuletzt hatte Elliott einen Sieg für sich verbucht, als der aktivistische Aktionär im November den ehemaligen Merrill-Lynch-Banker Luigi Gubitosi als neuen Chef durchsetzte und den zu dem Zeitpunkt erst gut ein Jahr im Amt befindlichen und von Vivendi entsandten Amos Genish absägte./nas/he/elm/mis