"Unter den Bedingungen globalisierter Finanzmärkte und rascher technologischer Veränderungen kann niemand eine Bestandsgarantie für ein Unternehmen in seiner jeweils aktuellen Struktur geben", sagte die Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Ursula Gather, am Donnerstagabend laut Redetext in Essen. "Man kann sich aber dafür einsetzen, dass kurzfristige Spekulationen auf Rendite nicht das durch langjährige Arbeit Erreichte zerstören", fügte sie hinzu. Die Stiftung ist mit einem Anteil von rund 21 Prozent größte Einzelaktionärin des Mischkonzerns. Sie hat sich hinter die Pläne von Vorstandschef Guido Kerkhoff gestellt, der das Unternehmen in zwei Teile aufspalten will.

Gather äußerte sich anlässlich der Verleihung des Alfried-Krupp-Förderpreises in Essen. Die Professorin verwies auf die Satzung der Stiftung, wonach diese darauf die Einheit des Unternehmens möglichst zu wahren und vor allem seine Entwicklung zu fördern habe. "Dieser zweite Teil geht leider in der öffentlichen Darstellung oft verloren. Dabei hat er Vorrang", betonte sie. Der Konzern habe sich in den vergangenen Jahrzehnten durch Zukäufe, Verkäufe und Fusionen gewandelt.

Gather ging auch auf Kritik ein, die gegenüber der vor 50 Jahren gegründeten Stiftung und ihr selbst in Zuge der Führungskrise im Sommer laut geworden waren. Sowohl der ehemalige Vorstandschef Heinrich Hiesinger als auch der wenig später ebenfalls abgesprungene Aufsichtsratschef Ulrich Lehner hatten eine mangelnde Unterstützung durch die großen Aktionäre kritisiert, zu denen neben der Krupp-Stiftung auch der schwedische Finanzinvestor Cevian mit einem Anteil von rund 18 Prozent gehört. "Aufgrund unserer Gemeinnützigkeit nehmen wir keinen direkten Einfluss auf die operative Arbeit des Vorstandes der Thyssenkrupp AG. Im Übrigen handelt die Stiftung so, wie sie es für richtig hält."