"Sollte die Regelung für die Niederlande bestehen bleiben, werden wir das Gleiche für uns fordern. Dann macht ein Joint Venture aber keinen Sinn mehr, weil jede Einheit nur für sich handeln würde", sagte der stellvertretende Aufsichtsratschef des Konzerns und IG-Metall-Sekretär Markus Grolms der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. "Von einem gemeinschaftlich geführten Unternehmen könnte dann keine Rede mehr sein."

Die Gewerkschaft hatte bereits zuvor die Pläne scharf kritisiert, wonach Tata Steel in den Niederlanden weiterhin die Verfügungsgewalt über die erzielten Gewinne behalten solle. "Wir sind empört. Der Vorstand von Thyssenkrupp hätte uns längst im Detail darüber informieren müssen, was in den Niederlanden vereinbart worden ist", legte Grolms nach. "Wir erwarten unverzüglich eine umfassende Aufklärung über alle Aspekte und Auswirkungen der Vereinbarung." Ihm fehle im Moment jede Phantasie, wie man das Problem lösen wolle. Der Vorstand müsse dies erklären können. "Sollte eine Vereinbarung mit Tata gegen uns im Aufsichtsrat durchgesetzt werden, werden wir Widerstand leisten."

AUFSICHTSRAT BERÄT AM 12. APRIL ÜBER FUSIONSPLÄNE

Einer Reuters vorliegenden Erklärung von Tata Steel Nederland zufolge soll das Werk in Ijmuiden als integrierter Standort und Wertschöpfungskette ebenso erhalten bleiben wie die Führungsstruktur mit dem Management Board und dem Aufsichtsrat. Mit Thyssenkrupp sei vereinbart worden, dass in Ijmuiden die Leitung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des neuen Unternehmens angesiedelt werde. Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger hatte zudem angekündigt, dass das Joint Venture seinen Standort in der Region Amsterdam haben werden - weil dies in der Mitte zwischen den Standorten der Konzerne in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland liege.

Am 12. April will der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp über die Fusion beraten. Der Konzern wollte die Äußerungen von Grolms nicht kommentieren. Aus Konzernkreisen war am Vortag auf die Notwendigkeit eines gemeinschaftlichen Vorgehens verwiesen worden, wozu sich auch später Tata bekannte. "Die Führungs- und Finanzstruktur des Joint Ventures muss es von Anfang an möglich machen, dass ein gemeinsames Unternehmen entsteht", hatte es in Konzernkreisen geheißen. Tata erklärte, beide Unternehmen hätten sich verpflichtet, für alle Geschäftsbereiche des Joint Ventures einen einheitlichen Rahmen zu entwickeln, um die Integration voranzutreiben und Synergien zu heben.

Die Fusionspläne von Thyssenkrupp-Chef Hiesinger sorgen seit bald zwei Jahren für Zoff in dem Mischkonzern. Die Vereinbarung in den Niederlanden hat bei den Stahlkochern im Ruhrgebiet Befürchtungen wieder angefacht, sie müssten in einem Joint Venture die Zeche für Probleme von Tata zahlen, insbesondere für die des britischen Werks Port Talbot, das als Sanierungsfall gilt. Thyssen und Tata wollen den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden. Das neue Unternehmen würde einen Pro-forma-Umsatz von etwa 15 Milliarden Euro erzielen und etwa 48.000 Mitarbeiter beschäftigen. Der Deal soll bis Ende des Jahres über die Bühne gehen. Auf beiden Seiten könnten bis zu 2000 Jobs wegfallen.

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