Zürich (awp) - Die Telekommunikationsanbieterin Swisscom gibt am Donnerstag, 16. August, die Ergebnisse zum ersten Semester 2018 bekannt. Insgesamt sieben Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2018E
(in Mio Fr.)   AWP-Konsens  H1 2017A   

Umsatz            5'754       5'690           
EBITDA            2'138       2'260           
EBIT              1'055       1'203          
Reingewinn          770         839           

FOKUS: Die Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass die Swisscom im ersten Halbjahr einen rund 1 Prozent höheren Umsatz erzielt hat, beim operativen Gewinn (EBITDA) und beim Reingewinn jedoch deutlich tiefere Werte ausweisen wird.

Der prognostizierte Umsatzanstieg hat zu einem schönen Teil mit der Entwicklung im ersten Quartal zu tun, als der Telekomkonzern auch von Wechselkurseffekten (bei der Italientochter Fastweb) profitierte. Damals wurde ein Umsatzplus von 1,9 Prozent vermeldet, bereinigt um Wechselkurseffekte hätte jedoch nur ein Plus von 0,2 Prozent resultiert. Für das zweite Quartal prognostizieren die Analysten nur noch einen gehaltenen (ausgewiesenen) Umsatz.

Dabei gehen die Experten davon aus, dass die gegenläufigen Trends innerhalb des Konzerns angehalten haben. So dürfte das Schweizer Geschäft weiter unter Druck gewesen sein - wegen der rückläufigen Festnetztelefonie, rückläufigen Roamingeinnahmen und Preisdruck im Geschäftskundensegmen. Auf der anderen Seite wird von der Italientochter Fastweb ein neuerliches Wachstum erwartet.

Für beide Märkte - die Schweiz und Italien - interessiert dabei, ob und wie stark sich der Wettbewerb verschärft hat. Konkret geht es um das neue Festnetzangebot von Salt in der Schweiz und das neue Mobilfunkangebot von Salts Mutterkonzern Iliad in Italien. Beide wurden in den letzten Monaten lanciert.

Dass der EBITDA und in der Folge der Reingewinn tiefer vorhergesagt werden, hat zwar auch mit dem härteren Wettbewerb und Promotionen zu tun. Der Hauptgrund ist aber, dass im Vorjahr 95 Millionen Euro aus einem Rechtsstreit zuflossen. Die Analysten werden daher das Augenmerk primär auf die bereinigte Zahl richten. Dabei erhoffen sie sich auch positive Effekte durch das laufende Sparprogramm.

Dieses Sparprogramm wurde im letzten Februar verschärft. Neu sollen im Zeitraum 2018 bis 2020 jährlich 100 Millionen Franken eingespart werden, davor lautete das Ziel auf 60 Millionen pro Jahr. Im laufenden Jahr rechnet das Management konkret mit einem Abbau von rund 700 Stellen. Dazu wird ein Update erwartet.

Die Guidance wird von den Experten unverändert erwartet.

ZIELE: Für 2018 werden ein Umsatz von rund 11,6 Milliarden Franken (Vorjahr: 11,66) sowie ein EBITDA von rund 4,2 Milliarden (Vorjahr: 4,30) angepeilt. Die Investitionen sollen bei weniger als 2,4 Milliarden zu liegen kommen. Seit Jahren unverändert ist das Dividendenversprechen von 22 Franken pro Aktie, wenn die Ziele erreicht werden.

Nachgelagert gibt es auch Ziele für Fastweb. Die Italientochter soll im Gesamtjahr einen Umsatz von über 2 Milliarden Euro sowie einen EBITDA von rund 700 Millionen erzielen.

PRO MEMORIA: Ein wichtige Aufgabe für das Swisscom-Management ist derzeit die Vorbereitung der 5G-Frequenzen-Auktion, die im Januar 2019 stattfinden wird. Im Juli wurde bekannt, dass diese Frequenzen die Swisscom, Sunrise und Salt mindestens 220 Millionen Franken kosten werden. Dies legte die Eidgenössische Kommunikationskommission Comcom in ihren Bedingungen zur Versteigerung der Frequenzen fest.

Die Comcom verfügte ausserdem Bietbeschränkungen in gewissen Frequenzbereichen, damit einzelne Auktionsteilnehmer nicht übermässig viele Frequenzblöcke aufkaufen können. Diese Beschränkungen stiessen auf Kritik. Sunrise und Salt störten sich an der zu grosszügigen Maximalgrenze von Frequenzblöcken. Genau das Gegenteil bemängelte die Swisscom: Die Bietbeschränkungen seien viel zu eng gesteckt.

Ebenfalls im Juli hatte die Swisscom nochmals Ärger wegen regulatorischer Vorgaben. So will die Fernmeldekommission des Nationalrats bei der Revision des Fernmeldegesetzes das zeitversetzte Fernsehen massiv einschränken.

Im Juni wurde bekannt, dass die Online-Plattform Siroop, an welcher die Swisscom bis Ende April beteiligt war, tiefrote Zahlen schrieb. "Der Verkauf von Siroop hat keinen negativen Einfluss auf das Ergebnis 2018", sagte damals jedoch ein Sprecher auf Anfrage von AWP.

Kürzlich verstärkte die Swisscom ihr Italiengeschäft. Fastweb übernimmt vom Anbieter Tiscali ein bestimmtes Frequenzband, das bei der nächsten Mobilfunkgeneration 5G eine wichtige Rolle spielen dürfte. Zudem kauft Fastweb Tiscali die sogenannte Fixed-Wireless-Infrastruktur ab, eine Technologie zur Überbrückung der "letzten (Festnetz-)Meile" über die Luft. Die Transaktion hat einen Wert von rund 150 Millionen Euro und soll im November abgeschlossen werden.

Im Juli kündigte der Konzern einen Wechsel im Management an. Der bisherige Leiter des Unternehmensbereichs IT, Netzwerk und Infrastruktur, Heinz Herren, gibt sein Amt ab. Zu seinem Nachfolger per 1. Februar 2019 wurde Christoph Aeschlimann ernannt.

Im Juni konnte das Unternehmen einen Erfolg verbuchen: Damals wurde bekannt, dass Sunrise keinen günstigen Zugang zum Swisscom-Glasfasernetz durch Entbündelung erhält: Die Eidgenössische Kommunikationskommission (Comcom) wies das entsprechende Gesuch von Sunrise ab.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Papiere notieren gegenwärtig rund 11 Prozent unter dem Stand von Ende Jahr. Damit haben sie sich jedoch auch wieder von ihrem Jahrestief (435 Franken) gelöst und kosten aktuell rund 460 Franken.

Homepage: www.swisscom.ch

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