Zürich (awp) - Die Telekommunikationsanbieterin Swisscom gibt am Donnerstag, 15. August, die Ergebnisse zum ersten Semester 2019 bekannt. Insgesamt drei Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2019E
(in Mio Fr.)   AWP-Konsens    H1 2018A   

Umsatz          5'725           5'805       
EBITDA          2'226           2'143           
EBIT            1'019           1'063              
Reingewinn        764             787              

FOKUS: Die Analysten gehen im Schnitt von einem weiteren Rückgang beim Umsatz aus. Dagegen dürfte der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) um gut 3 Prozent zulegen, was einer Änderung der Buchführung für operatives Leasing (IFRS 16) zu verdanken ist. Dieser Effekt werde im Gesamtjahr einen Effekt von rund 200 Millionen Franken ausmachen, hatte die Swisscom angekündigt. Ohne diesen Effekt dürfte der EBITDA in den ersten sechs Monaten indes etwas geschrumpft sein, schätzen Analysten. Auch beim Reingewinn wird mit einem Rückgang gerechnet.

Insgesamt dürfte sich das Muster der Vergangenheit fortsetzen: Die Swisscom erodiert in der Schweiz und wächst in Italien. Getragen wird das Geschäft hierzulande von den Bündelangeboten, die nach Ansicht von Analysten auf eine starke Nachfrage stossen dürften. Interessant wird sein, wie stark der Preisdruck und die Aktionsangebote auf die Marge gedrückt haben. Im Frühling hatte die Swisscom die Roamingtarife für eine Reihe von Ländern, insbesondere in Übersee, gesenkt.

Die italienische Tochter Fastweb dürfte für die Swisscom erneut die Kohlen aus dem Feuer holen und mehr EBITDA einfahren, schätzt ein Analyst. Die Partnerschaft mit Wind Tre zum Bau eines italienweiten 5G-Mobilfunknetzes wird als positiv betrachtet. Damit kann Fastweb vom Festnetz- zum Vollanbieter aufsteigen. Die Handyantennen werden über das Glasfasernetz von Fastweb miteinander verbunden.

Ebenso interessiert, wie die Swisscom mit dem 5G-Ausbau in der Schweiz vorankommt (s. PRO MEMORIA).

ZIELE: Für das Gesamtjahr 2019 peilt die Swisscom einen Umsatz von rund 11,4 Milliarden Franken an nach 11,7 Milliarden im Vorjahr. Dazu soll Fastweb über 2,1 Milliarden Euro beisteuern. Beim EBITDA rechnet die Swisscom mit über 4,3 Milliarden Franken, wovon mehr als 700 Millionen Euro von Fastweb stammen sollen. Von den geplanten Investitionen von 2,3 Milliarden Franken sollen rund 1,6 Milliarden in der Schweiz getätigt werden. Als Dividende sind wie seit Jahren 22 Franken je Aktie geplant.

PRO MEMORIA: Die Swisscom und Handyladenkette Mobilezone haben im letzten Monat die Verwaltung des Kantons Basel-Stadt als Grosskunden gewonnen. Die beiden Unternehmen werden ab dem 1. Oktober 2019 die Verwaltungsstellen und Betriebe des Kantons mit Mobilgeräten und Zubehör beliefern, sind aber auch für deren Inbetriebnahme und Reparatur zuständig.

Wenige Tage zuvor machte die Swisscom mit einer Datenpanne Schlagzeilen. Bei einigen hundert Kunden des Online-Speicherdienstes MyCloud wurden versehentlich Bilder, Videos und sonstige Daten unwiderruflich gelöscht.

Der neuen Mobilfunkgeneration 5G schlägt breiter Widerstand aus gewissen Kreisen der Bevölkerung und von Behörden entgegen. Mehrere Kantone und Gemeinden liebäugeln mit Moratorien. Auch zu Sabotage-Akten kam es wie im Kanton Waadt, wo eine Handyantenne in Denens in die Luft gesprengt wurde. Die war aber nicht einmal ein 5G-Projekt. Swisscom-Chef Urs Schaeppi gestand im Juni in einem Interview ein, dass sich der Konzern durch die angekündigten Moratorien sehr schwer mit der Standortsuche für Antennen tue. Es komme zu Verzögerungen beim Neubau oder beim Umbau aller Antennen. Gegen jedes dritte Baugesucht gibt es Opposition. Die neue Mobilfunkgeneration ging bei der Swisscom am 17. April in Betrieb. Bis Mitte Juni hatte der Telekomkonzern über hundert 5G-Antennen in 58 Ortschaften. Die Swisscom will bis Ende Jahr 90 Prozent der Bevölkerung mit der neuen Mobiltechnik abdecken.

Im April hat die Swisscom Rekurs beim Bundesverwaltungsgericht gegen die vom Regulator Comcom verhängten Preissenkungen zugunsten der Konkurrentinnen Sunrise und Salt eingelegt. Insgesamt geht es für die Swisscom für die Jahre 2013 bis 2016 um einen tiefen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr. Die Comcom hatte im Februar die Swisscom zu einer Senkung der Preise für die Mitbenutzung des Swisscom-Festnetzes verdonnert, weil diese jahrelang zu hoch gewesen seien.

Um die Erosion im Schweizer Geschäft aufzufangen, setzt die Swisscom das Sparprogramm, mit dem bis 2020 jährlich 100 Millionen eingespart werden sollen, wie geplant fort. Das Unternehmen rechnet daher für 2019 mit einem leicht rückläufigen Stellenangebot in der Schweiz. Ein konkreter Abbauplan wird jedoch im Unterschied zu früher nicht mehr genannt.

AKTIENKURS: Im laufenden Jahr hat die Swisscom-Aktie um 2,3 Prozent auf aktuell 479,10 Franken zugelegt. Damit hinkt sie dem Gesamtmarkt hinterher, der gemessen am SMI um gut 16 Prozent gestiegen ist.

Homepage: www.swisscom.ch

ab/jb