HAVANNA (dpa-AFX) - Nach dem Durchzug von Hurrikan "Irma" haben in Kuba die Aufräumarbeiten begonnen. In der Hauptstadt Havanna schafften Bautrupps am Montag umgestürzte Bäume und Trümmer beiseite. "Die Revolution wird niemanden schutzlos allein lassen. Keine kubanische Familie wird ihrem Schicksal überlassen", schrieb Präsident Raúl Castro in der Parteizeitung "Granma". "Jetzt ist keine Zeit zum Jammern. Wir werden wieder aufbauen, was die Winde von Hurrikan "Irma" zerstören wollten."

Allerdings gab es in vielen Stadtteilen noch immer weder Strom noch Wasser oder Gas. "Was sollen wir ohne Trinkwasser machen? Sie sollen und Tanklastzüge mit Wasser bringen", riefen einige Frauen am Montag nahe dem exklusiven Hotel Meliá Cohiba.

"Irma" hatte Havanna hart getroffen. Hohe Wellen überspülten die Uferpromenade Malecón. Das Wasser drang mehr als 500 Meter ins Stadtzentrum vor. "Soweit kam das Wasser bisher noch nie", sagte die Chefin des Zivilschutzes in der Hauptstadt, Mercedes López.

Mit Eimern, Besen und Lappen kämpften die Menschen gegen das Wasser in ihren Häusern. "Bis hier stieg das Wasser", sagte Caridad und hob die Hand über ihren Kopf. Sie wohnt nur drei Straßenblocks oberhalb des Malecón und musste sich in den zweiten Stock flüchten, um nicht von den Wassermassen mitgerissen zu werden.

Mindestens zehn Menschen kamen auf Kuba im Wirbelsturm "Irma" ums Leben. Sieben Menschen seien in der Provinz Havanna getötet worden, wie der Zivilschutz am Montag mitteilte. Drei weitere Menschen kamen demnach in den Provinzen Matanzas, Ciego de Ávila und Camagüey ums Leben.

In der Hauptstadt Havanna erlitten zwei Männer tödliche Stromschläge durch zerrissene Kabel. Zwei Frauen wurden im Zentrum getötet, als ein Balkon im vierten Stock abbrach und auf einen Bus stürzte, wie es im Bericht des Zivilschutzes hieß. Eine Frau wurde vor ihrem Haus in einer überschwemmten Straße entdeckt.

10 000 Menschen wurden allein in Havanna in Sicherheit gebracht. Kuba ist hurrikanerprobt, der Zivilschutz funktioniert gut. Allerdings sind vor allem im historischen Zentrum von Havanna zahlreiche Gebäude baufällig und halten extremen Wetterbedingungen nicht stand.

Die Opfer außerhalb Havannas kamen ums Leben, als ihre Häuser einstürzten. Sie hätten den Anweisungen der Behörden nicht Folge geleistet und seien daheim geblieben, statt sich in Notunterkünften in Sicherheit zu bringen, teilte der Zivilschutz mit.

Im Norden Kubas richtete der starke Tropensturm erhebliche Schäden an. Besonders schlimm wurde unter anderem die Provinz Villa Clara getroffen. In dem Fischerort Caibarién wurden reihenweise Hausdächer abgedeckt, Bäume entwurzelt, es kam zu schweren Überschwemmungen.

Vor allem die Landwirtschaft erlitt erhebliche Schäden. "Die Pflanzungen wurden beschädigt, vor allem Bananen, Reis und Zuckerrohr", sagte Martín Chávez Blanco vom Wirtschaftsministerium.

"Irma" war in der Nacht zum Samstag mit Windgeschwindigkeiten von rund 200 Kilometern pro Stunde auf Kuba getroffen. Tausende Menschen wurden in Notunterkünfte gebracht. Die Regierung rief Hurrikan-Warnungen für mehrere Provinzen aus./gn/DP/zb