ZÜRICH (dpa-AFX) - Überschwemmungen in Australien, der Absturz der Boeing 737 Max und andere Großschäden haben die Swiss Re im ersten Quartal stark belastet. Der Gewinn des Schweizer Rückversicherers ging überraschend zurück. Unter dem Strich verdiente der Munich-Re-Konkurrent 429 Millionen Dollar (rund 384 Mio Euro) und damit gut sechs Prozent weniger als vor einem Jahr, wie er am Freitag in Zürich mitteilte. Von Bloomberg befragte Experten hatten hingegen mit einem Gewinnanstieg gerechnet.

Die Nettoprämien stiegen hingegen um rund sechs Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar. Trotz der hohen Belastung durch Naturkatastrophen und Unglücke ist die Swiss Re finanziell gut aufgestellt. Ab kommender Woche will der Versicherer eigene Aktien für bis zu eine Milliarde Franken am Markt aufkaufen. Die Swiss Re hatte den Aktienrückkauf im Februar angekündigt.

An der Börse sorgten die Quartalszahlen für Verluste. Die Swiss-Re-Aktie büßte zuletzt drei Prozent ein, nachdem sie bereits in den vergangenen Wochen deutlich an Wert verloren hatte. Das Papier hatte Mitte April vor der Hauptversammlung ein Mehrjahreshoch von knapp 103 Franken erreicht. Seit der Ausschüttung der Dividende von fünf Franken und den jetzt schwachen Zahlen ging es aber rund acht Prozent auf rund 95 Franken nach unten.

In der Schaden- und Unfallversicherungssparte sorgten die Großschäden trotz anziehender Nettoprämien für ein Ergebnis knapp über der Nulllinie. Der Gewinn brach auf 13 Millionen Dollar ein, nachdem hier ein Jahr zuvor noch ein Profit von 345 Millionen gestanden hatte. Größter Einzelschaden waren die Überschwemmungen in North Queensland in Australien Anfang des Jahres. Hier summierten sich die Forderungen auf 210 Millionen Dollar. Rückversicherer übernehmen Teile der Risiken von Erstversicherern wie der Allianz oder Axa.

Der Absturz einer Boeing 737 Max der Ethiopian Airlines und das darauf folgende Flugverbot für Maschinen dieses Typs belasteten das Ergebnis der Swiss Re zudem mit 90 Millionen Dollar. Zudem fielen die Forderungen nach Naturkatastrophen des Vorjahres erheblich höher aus als zunächst angenommen. Die Swiss Re nannte hier vor allem den im vergangenen September vor allen in Japan wütenden Taifun Jebi, der bei den Versicherern insgesamt zu Forderungen in zweistelliger Milliardenhöhe geführt hatte.

Wie so oft führen solche Naturkatastrophen aber auch zu einem höheren Absicherungsbedarf bei Erstversicherern. Davon profitieren wiederum Konzerne wie die Swiss Re oder Munich Re - so auch dieses Mal. Bei der jüngsten Erneuerungsrunde für Verträge stieg in Japan das Prämienvolumen vor allem dank stark angezogener Preise um zehn Prozent. Insgesamt zog das Prämienvolumen in der April-Erneuerungsrunde um 18 Prozent an - wovon allerdings nur ein sehr geringer Teil auf höhere Preise zurückzuführen war.

In der Rückversicherungsbranche tobt wegen der weltweit niedrigen Zinsen seit Jahren ein erbitterter Preiskampf. Neben den großen Rückversicherern wie der Munich Re, Swiss Re, Hannover Rück oder der zu Berkshire Hathaway gehörenden General Re drängen auf der Suche nach Rendite viele andere Investoren wie Pensionsfonds oder Hedgefonds in den Markt und drücken auf die Preise.

Nichts Neues gab es zu den Börsenplänen der Tochter ReAssure. Der Konzern hatte im vergangenen Jahr angekündigt, die Sparte an die Börse zu bringen. ReAssure wickelt große Lebensversicherungsbestände ab. Das Geschäft mit der Abwicklung alter Lebensversicherungsverträge boomt. Auch angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen wollen sich manche Versicherungsunternehmen von alten Vertragsbeständen trennen. Gerade erst hat der italienische Versicherer Generali seine deutsche Tochter Generali Leben an den Abwickler Viridium abgegeben. Das ist der bislang größte Deal dieser Art in Deutschland.

Solche spezialisierte Abwickler sollen die Verträge über Jahrzehnte hinweg weiterführen und den betroffenen Kunden die einst versprochenen Leistungen bieten. Da das Geschäft wegen der hohen Risikozuschläge viel Kapital bindet, ist die Swiss Re nach früheren Aussagen des Finanzvorstands John Dacey nicht mehr der ideale Eigentümer für ReAssure. Die Swiss Re hat bereits 25 Prozent der Sparte an den japanischen Versicherer MS&AD verkauft./zb/tav/stw