Zürich (awp) - Der Rückversicherer Swiss Re veröffentlicht am Freitag, 3. Mai, die Resultate zum ersten Quartal 2019. Aufgrund der hohen Schätzungsunsicherheit und der grossen Bandbreite bei den vorliegenden Schätzungen, wird an dieser Stelle auf die Erstellung eines AWP-Konsens für die Quartalszahlen verzichtet.

FOKUS: Im Fokus des Interesses steht die Belastung aus Grossschäden, die von Naturkatastrophen und von Menschenhand verursachten Unglücken angerichtet wurden. So dürfte einerseits der Taifun "Jebi", der im vergangenen September in Japan wütete, viel teurer werden als ursprünglich gedacht. Mittlerweile rechnet der Markt mit einem Gesamtschaden von rund 12 Milliarden Dollar, nachdem sich die Schätzungen per Ende 2018 noch auf 7 bis 9 Milliarden Dollar belaufen hatten. Der grösste Teil davon dürfte die Swiss Re treffen, die einen Anteil von rund 10 Prozent an dem Schaden tragen müsse, schätzen Analysten. Es sei zu erwarten, dass der Schweizer Konzern eine halbe Milliarde mehr Kosten tragen müsste als die noch im Februar in Aussicht gestellten 711 Millionen US-Dollar.

Hinzu kam eine Reihe von Grossschäden im ersten Quartal, nachdem Naturkatastrophen im Vorjahresquartal ausgeblieben waren. So gab es Anfang Februar eine Jahrhundertflut im Nordosten Australiens, die einen Gesamtschaden von schätzungsweise bis zu 1 Milliarde Dollar angerichtet hat. Dort ist die Swiss Re traditionellerweise stark engagiert mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent, schätzt die ZKB. Im März fegte Wintersturm "Eberhard" über West- und Zentraleuropa, der vor allem Deutschland traf und einen versicherten Schaden von gut 1 Milliarde Dollar hinterliess. Im gleichen Monat gab es schwere Überschwemmungen im Mittleren Westen der USA, die auch rund 1 Milliarde Dollar versicherte Schäden anrichteten.

Die von Menschen angerichteten Katastrophen umfassen den Absturz der Boeing 737 Max in Äthiopien und einen Dammbruch in Brasilien, wodurch eine Schlammlawine ganze Dörfer unter sich begrub. Die Swiss Re gehört zu Versicherern von Boeing und Ethiopian Airways. Nach dem Absturz wurde ein Flugverbot für alle Boeing 737 Max verhängt. Teuer dürfte auch das Glyphosat-Gerichtsurteil gegen den US-Agrarchemiekonzern Monsanto werden, der von der deutschen Bayer übernommen worden war. Kosten für Rückrufe bei Toyota und Cyberschadenfälle dürften die Firmenversicherungssparte Corso der Swiss Re belasten.

Auf der anderen Seite dürften die Gewinne in der Lebens- und Krankenversicherung gestiegen sein. Auch werde die Swiss Re vom Steigflug der Börsen im ersten Quartal in Höhe von rund 400 Millionen Dollar beim Gewinn profitieren, schätzen Analysten. Von Interesse dürfte auch das Ausmass der Preiserhöhungen bei den April-Erneuerungen in Asien sein.

ZIELE: "Alles in allem ist mein Ausblick für 2019 positiv", hatte Konzernchef Christian Mumenthaler im Februar bei der Vorlage der Ergebnisse von 2018 gesagt. Mit der Erneuerungsrunde im Januar sei er sehr zufrieden. Man habe leicht höhere Preise durchsetzen und das Volumen kräftig ausbauen können. Die Swiss Re erhöhte das zur Erneuerung anstehende Prämienvolumen um 19 Prozent auf 10 Milliarden Dollar. Die Steigerung sei auf Grosstransaktionen und Wachstum im Kerngeschäft zurückzuführen. Die Preisqualität habe sich um 1 Prozent verbessert, hatte Finanzchef John Dacey im Februar erklärt.

Zudem erwartet die Swiss Re, dass sich das Preisniveau - infolge der Naturkatastrophen 2018 - im Laufe des Jahres weiter verbessern und sich positiv auf anstehende Erneuerungsrunden auswirken wird. Im Firmenkundengeschäft stiegen die Preise ebenfalls um 3 Prozent, und das positive Momentum scheint sich fortzusetzen. Der Bereich Life & Health Reinsurance wächst nach wie vor, wobei Gewinne aus Neuabschlüssen neues Kapital generieren, wie der Konzern erklärt hatte.

PRO MEMORIA: An der Generalversammlung vom 17. April wurde die um 12 Prozent auf 5,60 Franken je Aktie erhöhte Dividende und das neue Aktienrückkaufprogramm bestehend aus zwei Tranchen von jeweils bis zu 1 Milliarde Franken genehmigt. Darüber hinaus wurden an der GV alle vorgeschlagenen Verwaltungsratsmitglieder wiedergewählt; auch Präsident Walter Kielholz wurde als Präsident bestätigt.

Beim geplanten Börsengang der Sparte Reassure sieht sich Swiss Re nicht unter Zeitdruck: Die Vorbereitungen liefen, hatte Finanzchef John Dacey an der Bilanzmedienkonferenz gesagt: "Wir sind bereit, sobald die Marktbedingungen vernünftig sind." Wenn aber die Bedingungen an den Finanzmärkten ungünstig sein sollten oder eine abnormal hohe Volatilität herrsche, "sind wir nicht unter Druck, den IPO durchzuführen. Wir beabsichtigen die Durchführung des Börsengangs, haben aber keine Pistole am Kopf", sagte Dacey.

Die Swiss Re hat auf Basis des firmeneigenen Bewertungssystems Economic Value Management (EVM) für 2018 einen Verlust ausgewiesen. Grund sind die erneut hohen Naturkatastrophenschäden. Der EVM-Verlust betrug 693 Millionen US-Dollar nach einem Minus im Vorjahr in Höhe von 9 Millionen. Das EVM-Modell misst Vermögenswerte und Verbindlichkeiten auf einer marktnahen Basis und dient der Steuerung des Geschäfts.

Gemessen am Swiss Solvency Test (SST) kann sich Swiss Re auf ein dickes Kapitalpolster stützen. Die SST-Quote liegt auf Basis der Geschäftszahlen des Jahres 2018 mit 251 Prozent klar über dem Zielwert von 220 Prozent. Für den Rückversicherungsbereich allein nannte der Konzern eine SST-Quote von 218 Prozent.

AKTIENKURS: Die Swiss Re-Aktie hat sich dieses Jahr unterdurchschnittlich entwickelt. Der Aktienkurs kletterte seit Anfang Januar um rund 9 Prozent in die Höhe, während der Leitindex SMI um gut 15 Prozent gewann. Derzeit kostet eine Swiss Re-Aktie 97,44 Franken.

Homepage: www.swissre.com

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