BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX) - Europas zweitgrößter Zuckerhersteller Nordzucker kämpft weiter mit dem Preisverfall auf dem Weltmarkt. Der Gewinn in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres (März bis Februar) brach von 143,5 Millionen Euro im Vorjahr auf nur noch 17,1 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Umsatz sank um 18 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro. Der Weltmarkt sei auf dem niedrigsten Niveau seit etwa zehn Jahren. Das gehe auf erhebliche Überproduktion vor allem in Indien und Thailand zurück, hieß es zur Begründung.

Wie befürchtet wird die in diesen Tagen zu Ende gehende Zuckerrübenernte nach Konzernangaben unterdurchschnittlich ausfallen. Der Zuckerertrag liege wegen der Trockenheit vor allem während der Sommermonate im Schnitt um 10 bis 15 Prozent unter dem Vorjahr. Die konstant hohen Zuckergehalte der Rüben hätten dabei den Mengenrückgang nicht ausgleichen können. In dieser Kampagne verarbeitete Nordzucker demnach in den 13 Werken insgesamt rund 14 Millionen Tonnen Rüben (Vorjahr: 17 Millionen Tonnen). Als Kampagne wird in der Branche der Zeitraum bezeichnet, in dem die Rüben in den Fabriken zu Zucker verarbeitet werden. Sie dauert in der Regel von Mitte September bis Januar.

Wegen der angespannten Marktsituation hatte das Unternehmen mit Hauptsitz in Braunschweig bereits im Dezember angekündigt, das Jahr voraussichtlich mit einem Verlust von bis zu 40 Millionen Euro zu beenden. Als Reaktion darauf sollen die Sach- und Personalkosten jeweils um 20 Millionen Euro gesenkt werden. Rund 200 Verwaltungsstellen, vor allem in der Konzernzentrale und in Kopenhagen, könnten wegfallen. Nach eigenen Angaben beschäftigt Nordzucker in Europa rund 3200 Mitarbeiter an 18 Standorten.

Ein operativer Verlust für das laufende Geschäftsjahr ist nach Auffassung der Verantwortlichen nicht zu vermeiden. Für das kommende Jahr rechnet Nordzucker sogar mit einem noch deutlicheren Minus. Neben einer Beruhigung bei der Preisentwicklung hofft der niedersächsische Landesbauernverband vor allem auf besseres Wetter. Nach dem sehr nassen 2017 und dem heißen Trockensommer 2018 wünschten sich die Landwirte ein "normales" Jahr ohne Witterungsextreme, sagte der Vizepräsident des Landvolks, Ulrich Löhr./bch/DP/mis