NEW YORK (dpa-AFX) - Die erhoffte Erholung der Zuckerpreise wird nach Einschätzung der US-Investmentbank Goldman Sachs so schnell nicht kommen. Das Überangebot auf dem Markt dürfte weiter bestehen bleiben und die Preise voraussichtlich nur schleppend wieder ansteigen, glaubt Branchenexperte John Ennis. In der Aktie von Europas größtem Zuckerproduzenten Südzucker sieht der Analyst hingegen überzogenen Optimismus in puncto der weiteren Preisentwicklung eingepreist, weshalb er in am Montag vorliegenden Studie sein Votum von "Neutral" auf "Sell" senkte und sein Kursziel von 13 auf 11 Euro kappte.

Seit dem Wegfall der EU-Zuckermarktverordnung Ende September 2017, die bestimmte Quoten und Subventionen vorsah, waren die Preise für Zucker gesunken. Zudem stehe Europas größter Zuckerproduzent auch in seinem in der Tochter Cropenergies gebündelten Geschäft mit Bioethanol vor Herausforderungen, argumentierte Ennis. Die börsennotierte Tochter hatte erst kürzlich wegen gesunkener Bioethanol-Preise eine Gewinnwarnung ausgegeben.

Dies dürfte auf der Südzucker-Bilanz lasten und die negativen Folgen dürften die Anleger nach Ansicht des Experten zu spüren bekommen: Er hält eine Dividendenkürzung um 65 Prozent für wahrscheinlich, womit die Rendite der Südzucker-Papiere auf ein Prozent sinken würde.

Mit dem frischen Verkaufsvotum schickte Ennis den Südzucker-Kurs auf Talfahrt. Zuletzt standen die Papiere mit minus 6,99 Prozent bei 13,70 Euro. Das neue Kursziel impliziert zudem ein weiteres Rückschlagrisiko von rund 20 Prozent. Zuletzt hatten die Südzucker-Aktien auf dem Niveau um 11 Euro im Jahr 2015 notiert. Mit den jetzigen Verlusten beschleunigt sich der jüngste Abwärtstrend der Anteilsscheine: Seit dem Zwischenhoch Anfang Juni bei 15,84 Euro sind die Papiere inzwischen um mehr als 10 Prozent zurückgekommen. Seit Jahresbeginn stehen sie bereits mit mehr als 20 Prozent im Minus.

Die Gewinnerwartungen (Ebit) an das kommende Geschäftsjahr 2019/20 von Südzucker seien um mehr als 50 Prozent zu hoch, führte Ennis weiter aus. Am Markt werde allerdings derzeit damit gerechnet, dass der Konzern dann langsam keine Verluste mehr im Zuckergeschäft schreibe. Für diese Annahme müssten die Zuckerpreise jedoch zur Verhandlungsrunde im Oktober um rund 40 Prozent steigen. "Wir sehen jedoch keinerlei Hinweise, die auf ein solches Erholungstempo hindeuten", betonte der Analyst.

Ennis kürzte seine Prognosen für Umsatz und Gewinn je Aktie bis zum Geschäftsjahr 2020/21. Sollten sich die Zuckerpreise nicht erholen, seien die die Aktien des Konzerns womöglich sogar um 60 Prozent überbewertet.

Bei Aktien mit der Einstufung "Sell" rechnet Goldman Sachs auf dem aktuellen Kursniveau sowie im Vergleich zu den anderen von der Bank beobachteten Unternehmen aus derselben Branche mit einem unattraktiven Renditepotenzial./tav/ag/jha/

Analysierendes Institut Goldman Sachs.