KÖLN (awp international) - Der durch Zukäufe stark gewachsene Werbevermarkter Ströer rechnet im laufenden Jahr mit einem weiteren kräftigen Schub. Nach dem vor einigen Monaten getätigten Einstieg in die telefonische Vermarktung - dem sogenannten Dialogmarketing - schraubte das Unternehmen am Donnerstag seine Umsatzprognose hoch. Ströer habe nach dem starken Wachstum 2017 auch einen guten Jahresstart 2018 verzeichnet, begründete Co-Chef Udo Müller seinen Optimismus. Analysten hatten allerdings bereits mit den ehrgeizigeren Zielen gerechnet. Die Aktie, die erst am Vortag einen Rekordwert erreicht hatte, rutschte ins Minus.

Beim Umsatz wird jetzt ein Anstieg auf rund 1,6 Milliarden Euro erwartet, wie das Unternehmen in Köln mitteilte. Bislang war Ströer von 1,5 Milliarden Euro ausgegangen. Die Prognose für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aktualisierte Ströer angesichts der Umstellung auf den neuen Rechnungslegungsstandard IFRS 16 auf rund 535 Millionen Euro. Hintergrund ist eine andere Bewertung von Leasinggeschäften. Nach dem bisherigen Standard würde die Prognose weiterhin 370 Millionen Euro lauten.

Ströer war schon in den vergangenen Jahren rasant gewachsen, vor allem durch Zukäufe. Erst im vergangenen Jahr hatten die Kölner mit den Übernahmen des Telefonvertriebs Avedo und des Direktvertriebs Ranger das neue Geschäftsfeld Dialogmarketing aufgebaut. Zuletzt erwarb das Unternehmen den Call Center-Dienstleister DV-COM und den Anbieter für digitalen Service, D+S 360.

Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern seinen Umsatz um 18 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebitda stieg um 17 Prozent auf 331 Millionen Euro. Damit erfüllte das Unternehmen die eigenen Prognosen und die Erwartungen der Analysten. Die Aktie konnte ihre Gewinne vom Handelstart allerdings nicht halten und rutschte mit anderthalb Prozent ins Minus auf 65 Euro.

Damit steht das Papier aber immer noch nah an dem am Vortag erreichten Rekordhoch von 66,40 Euro. Vom weltweiten Kursrutsch an den Börsen Mitte Februar hat sich Ströer somit wieder erholt und die Attacken des Hedgefonds und Leeverkäufers Muddy Waters, die den Kurs Ende 2016 bis auf 35 Euro gedrückt hatten, sind längst Geschichte.

Die Ströer-Gruppe mit Hauptsitz in Köln beschäftigt nach eigenen Angaben rund 8000 Mitarbeiter an mehr als 70 Standorten. Ströer verdient sein Geld traditionell mit der Vermarktung von rund 300 000 Aussenwerbeflächen wie Video-Werbesäulen oder Plakatwände in Bahnhöfen oder auf Einkaufsstrassen. Im Internet ist Ströers Aushängeschild das Portal t-online.de, das der Werbespezialist von der Deutschen Telekom übernommen hatte. Den kompletten Geschäftsbericht veröffentlicht Ströer am 27. März./elm/das/zb