Bussnang (awp international) - Stadler Rail hat in Deutschland einen Auftrag an Land gezogen. Der Nahverkehrsverbund von Schleswig-Holstein bestellt beim Zugbauer 55 Flirt Akku-Triebzüge. Stadler konnte sich damit bei der ersten Green-Technology-Ausschreibung über Fahrzeuge mit alternativen Antrieben ohne Diesel in Deutschland durchsetzen, wie die Gesellschaft am Mittwochabend mitteilte.

"Mit dieser Vergabe wird Schleswig-Holstein bundesweit Vorreiter im Bahnverkehr sein", sagte der Verkehrsminister des Landes Schleswig-Holstein Bernd Buchholz. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur belaufen sich die Kosten für die Fahrzeuge im Haushalt auf jährlich knapp 80 Millionen Euro.

Das Geld soll aus den Regionalisierungsmitteln für den Bahnverkehr kommen. Die Elektrobahnen haben 124 Sitzplätze. Sie sind barrierefrei, klimatisiert und mit Wlan ausgestattet. Die Akkus sind auf dem Dach montiert.

Ihre Reichweite soll bis zu 150 Kilometer betragen. Sie werden an den Oberleitungen vor allem in den Bahnhöfen Kiel, Neumünster, Flensburg, Lübeck, Lüneburg sowie auf der Strecke Osterrönfeld-Jübek aufgeladen.

Stadler für Instandhaltung verantwortlich

Für die Instandhaltung der Elektrobahnen soll Stadler Rail verantwortlich sein. Dafür sind in den Orten Rendsburg und Neumünster Werkstätten geplant. "Gerade nach den Erfahrungen auf der Marschbahn, aber auch in anderen Netzen, war es uns wichtig, den Hersteller hier ganz stark mit in die Alltagsverantwortung zu nehmen", sagte Buchholz.

Die Triebwagen sollen über ein Unternehmen vorfinanziert werden. Dies wird per Ausschreibung gesucht und soll die Triebwagen in den kommenden 30 Jahren den Bahnunternehmen in den Netzen Nord und Ost zur Verfügung stellen.

"Wir schaffen hier ein Stück der nötigen Elektrifizierung des Bahnverkehrs, ohne in die teuren Oberleitungen investieren zu müssen", sagte Buchholz. Die Lösung sei zudem wirtschaftlich. "Über den Investitionszeitraum gerechnet liegen wir hiermit etwas günstiger als mit Dieseltriebwagen."

In den kommenden zehn Tagen haben die unterlegenen Bieter gemäss den Angaben jedoch noch die Möglichkeit, gegen diesen Entscheid für Stadler ein Nachprüfverfahren anzustrengen. Erst nach dieser Frist könne der Liefervertrag rechtskräftig unterzeichnet werden, teilte Stadler mit. Der Zugbauer werde dann noch ausführlicher über den Auftrag informieren.

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