(neu: Aussagen des Managements aus Interview und Analystencall, Analystenstimmen, Aktienkurs aktualisiert.)

DARMSTADT (dpa-AFX) - Die Software setzt nach einer rumpeligen ersten Jahreshälfte zur Kehrtwende an. Laut dem seit gut einem Jahr amtierenden Vorstandschef Sanjay Brahmawar zeigen sich im dritten Quartal erste positive Auswirkungen seiner auf Wachstum ausgerichteten Strategie. Der Fokus auf die Produkte, die Vertriebsoffensive und der Ausbau von Partnerschaften zahlten sich zunehmend aus, sagte er am Dienstag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Aktie legte stark zu und konnte den bisherigen Jahresverlust damit eindämmen.

Sowohl die zuletzt enttäuschende Digitalsparte zur Verzahnung von IT-Systemen als auch das Datenbankgeschäft überzeugten im dritten Quartal. "Das kommt nicht von Zauberei, das war richtig harte Arbeit", sagte Brahmawar.

Die Aktie des im MDax notierten Unternehmens kletterte am Vormittag kräftig um fast 11 Prozent auf 30,02 Euro. Baader-Bank-Experte Knut Woller sprach von einem "fast perfekten Quartal". Die Markterwartungen für die operative Marge könnten sich nach dem dritten Quartal als zu vorsichtig erweisen. JPMorgan-Expertin Stacy Pollard lobte die starke Umsatzentwicklung. Allerdings zeige sich diese Entwicklung noch nicht in demselben Maße in den Zukunftsbereichen, sondern bislang vor allem in der Datenbanksparte. Es bleibe daher "abzuwarten, bis das Digitalgeschäft und der Geschäftsbereich IoT die Führungsrolle übernehmen".

Der Konzernumsatz kletterte zwischen Juni und Ende September im Jahresvergleich um 7 Prozent auf 224,2 Millionen Euro. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten lediglich mit einem Wert auf Vorjahresniveau gerechnet. Die Digitalsparte (ohne Cloud- und Vernetzungssoftware), für welche die Software AG im Juli noch die Prognose senken musste, profitierte von einem starken Geschäft in Europa, dem Nahen Osten und einer Erholung in Nordamerika. In den USA hatte das Geschäft zuletzt deutlich gestottert, nun sprach Vertriebschef John Schweitzer von einer guten Entwicklung vor allem auch bei Kunden aus dem öffentlichen Sektor.

Der größte Geschäftsbereich ist das Sorgenkind der Darmstädter, weil Verzögerungen bei größeren Vertragsabschlüssen immer wieder für starke Schwankungen sorgen und die Anleger verunsichern. Brahmawar will im Rahmen seiner Strategie das Erlösmodell auf Abonnements umstellen, um die Umsätze zu verstetigen. Das wird aber zunächst die Profitabilität belasten, weil die großen Einmalzahlungen für Softwarelizenzen dann ausbleiben. "Es liegt noch viel Arbeit vor uns", sagte Brahmawar. Allerdings zeigte sich die Tendenz zum Abomodell auch zuletzt bereits bei den neuen Bestellungen.

Eine schwächere Konjunkturlage bekomme der Konzern in Deutschland und den USA bisher nicht zu spüren, sagte Brahmawar, auch wenn das Unternehmen das Umfeld natürlich im Blick habe. Vielmehr biete es der Vertriebsmannschaft Chancen, bei den Kunden deren Sorgen anzusprechen. Verkaufsargument von Softwarefirmen ist es oft, dass die Kunden mit ihren Programmen Geld sparen können.

Das an die Digitalsparte angedockte Geschäft mit Cloudsoftware und Maschinenvernetzung (IoT) enttäuschte hingegen. In diesem noch kleinen Bereich rechnet sich die Software AG das größte Wachstum aus - daraus wurde aber im dritten Quartal nichts. Große Lizenzabschlüsse fehlten, diese würden aber für das letzte Quartal erwartet. "Das bedeutet nicht, dass wir Vertragsabschlüsse verloren haben", sagte Brahmawar. Einige Kunden bräuchten nur etwas mehr Zeit. Das vierte Quartal ist für Softwareunternehmen üblicherweise ohnehin das stärkste, weil Geschäftskunden dann ihre IT-Budgets ausschöpfen.

Die angestammte Datenbanksparte, mit der die Software AG groß geworden ist, schnitt einmal mehr besser ab als gedacht. Das Geschäft liefert hohe Margen und bringt dem Konzern lukrative Wartungsverträge ein. Der gute Lauf im dritten Quartal sei jedoch vor allem einigen frühzeitigen Abschlüssen zu verdanken, sagte Brahmawar. Das nehme auch etwas Druck vom vierten Quartal. Das Datenbankgeschäft gehört wegen technischer Entwicklungen strukturell nicht zu den Wachstumstreibern für das Unternehmen, bessert aber oft die Gewinne auf.

Beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) legte die Software AG um 7 Prozent auf 68,4 Millionen Euro zu. Die operative Marge erreichte so den Vorjahreswert, während Experten zuvor mit einem deutlichen Rücksetzer gerechnet hatten. Unter dem Strich wuchs der Konzerngewinn auch wegen einer geringeren Steuerquote noch etwas stärker um gut 15 Prozent auf 44 Millionen Euro. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte das Management./men/knd/mis