DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Softwarekonzern Software profitiert derzeit nicht so sehr von der Digitalisierung, wie Anleger es sich erhofft hatten. Die Umstrukturierung des Vertriebs in den USA macht den Darmstädtern weiter zu schaffen. Die Aussichten des Unternehmens sind zwar nicht schlecht, aber die Zweifel der Analysten bleiben. Anleger brauchen starke Nerven.

DAS IST LOS BEI SOFTWARE AG:

Das eigentlich Lieblingskind der Software AG liefert schon seit Monaten nicht mehr die gewünschten Ergebnisse. Die Geschäfte mit Integrationssoftware waren auch zuletzt wieder hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Der Vorstand musste seine Ziele für die größte Sparte mit dem Kürzel DBP (Digital Business Plattform) nach unten korrigieren. Anstatt eines Umsatzanstieges von bis zu 7 Prozent rechnet das Management nun in der größten Sparte im schlimmsten Fall mit einem Rückgang um 6 Prozent. Damit enttäuscht ausgerechnet wieder der eigentliche Wachstumsmotor des Darmstädter Unternehmens.

Mit digitalen Geschäftsplattformen will das Unternehmen globaler Marktführer werden. Dazu braucht es eine hohe Innovationsgeschwindigkeit und die wiederum erfordert hohe Investitionen in Vertrieb, Marketing und Entwicklung. Außerdem will der Konzern das Cloud-Geschäft und den Bereich Internet der Dinge - also die Vernetzung unterschiedlicher Geräte - weiter ausbauen.

Obwohl mit den digitalen Geschäftsplattformen ein wichtiges Teilgeschäft stottert, hält das Unternehmen an seiner Gesamtprognose für das laufende Jahr fest: Ausgleichen sollen den schlechten Lauf der Digital-Sparte nun das Geschäft mit Datenbanken und die relativ junge Sparte für Cloud-Dienste.

Das Minus in der Digital-Sparte liege am laufenden Umbau des Vertriebs in Nordamerika, erklärte der Konzern. Die USA sind der weltweit wichtigste Markt für die Software AG. Das Unternehmen verfügt dort nicht nur über einen eigenen Vertrieb, sondern hat dort auch Teile anderer Konzern-Zentralabteilungen, wie etwa des Marketings. Große Teile des Konzerngewinns werden in den USA erwirtschaftet und versteuert.

Bereits zu Jahresbeginn hatten die Geschäfte dort enttäuscht. Zu diesem Zeitpunkt hatte die dortige Haushaltssperre der Bundesverwaltung zu den Problemen beigetragen. Der öffentliche Sektor ist nämlich eine der großen Kundengruppen der Software AG.

Der seit vergangenen Sommer amtierende Konzernchef Sanjay Brahmawar hat dem Konzern einen neuen Kurs verordnet. Durch einen Umbau von Strukturen und eine stärkere Verlagerung auf Mietsoftware ab 2020 will der Manager den Konzern wieder auf Wachstumskurs führen. Mittelfristig soll das Unternehmen bis 2023 im schwächelnden Digitalgeschäft um jährlich im Schnitt mehr als 10 Prozent wachsen.

Eine Unsicherheit für das Unternehmen ist derzeit der Brexit. Konkrete negative Auswirkungen fürchtet das Management zwar nicht im Fall eines ungeordneten EU-Austritts. Aber der britische Markt sei einer der bedeutsamsten für den Konzern, heißt es.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Nach den Quartalszahlen im Juli hatten mehrere Analysehäuser ihre Kursziele gesenkt. Dennoch halten viele an ihrer Kaufempfehlung der Aktie fest. Die Empfehlungen seit April lauten entweder "Kaufen" oder "Halten". Im Schnitt liegt das Kursziel der Analysten seit April bei rund 33 Euro.

Von zwischenzeitlichen Hochs abgesehen sei die Umsatz- und Ertragsentwicklung des Konzerns die vergangenen 10 Jahre nicht wirklich vorangekommen, schreibt Analyst Mirko Maier von der Landesbank Baden-Württemberg. "Das spiegelt sich auch im gedrückten Aktienkurs wieder." Die Bank korrigierte ihre Einschätzung Anfang August auf "Halten". Die Quartalszahlen seien durchwachsen. Das eigentliche Wachstumsgeschäft, die Digital Business Plattform, enttäusche.

Die DZ Bank erklärt ihre Kaufempfehlung damit, dass die Aktie relativ niedrig bewertet sei und verweist gleichzeitig auf die anhaltende Cash-Flow-Generierung. Der Anteil der wiederkehrenden Umsätze solle zwar bis 2023 auf mindestens 80 Prozent steigen. Dieses Ziel hält der Analyst der DZ-Bank Harald Schnitzer allerdings für zu ambitioniert. Kurzfristig belaste der Konzernumbau das Ergebnis, insbesondere die Umorganisation des US-Geschäfts.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs der Software AG fast ein Viertel eingebüßt. Anfang des Jahres notierte der Wert noch teils deutlich über 30 Euro. Seit Mitte Juli pendelt er um die 25 Euro - am Mittwoch lag er etwas tiefer. Die letzten Quartalszahlen trugen ihren Teil dazu bei. Aber die Tendenz zeigt schon länger nach unten: Innerhalb der vergangenen drei Jahre verlor die Aktie etwa ein Drittel.

Einen Gewinn machen mit dem Papier derzeit eher langfristig orientierte Anleger: Die vergangenen fünf Jahre betrachtet, steht unter dem Strich ein Plus von rund 35 Prozent./knd/la/fba