DARMSTADT (dpa-AFX) - Die Software will nach einem schwachen Jahresschluss stärker in ihr Wachstum investieren und dabei vor allem bei Maschinenvernetzung und Cloudsoftware große Schritte machen. "Im fünfzigsten Jahr unseres Bestehens werden wir einen neuen, mutigen Weg einschlagen", sagte der seit August amtierende neue Vorstandschef Sanjay Brahmawar am Donnerstag in Darmstadt. Er will die schnell wachsende, aber noch junge Sparte für Maschinensoftware besser mit der größten Sparte für Integrationssoftware kombinieren und setzt dazu auch verstärkt auf Partnerschaften.

Durch einen Umbau von Strukturen und eine stärkere Verlagerung auf Mietsoftware will der Manager den Konzern wieder auf die Wachstumsschiene führen. Mittelfristig soll das Unternehmen bis 2023 im Digitalgeschäft um jährlich im Schnitt mehr als 10 Prozent wachsen, der Anteil wiederkehrender Erlöse soll hier auf 85 bis 90 Prozent des Umsatzes steigen.

Am Aktienmarkt sorgten schwache Jahreszahlen und der Ausblick aber zunächst für Enttäuschung. Die Aktie fiel am Vormittag im MDax um 8 Prozent. Zusätzliche Kosten für den strategischen Umbau drückten auf die Ergebnisse, hieß es vom Anlaysehaus Pareto. Auch JPMorgan-Analystin Stacy Pollard verwies darauf, dass Investoren das enttäuschend finden dürften.

"Wir haben außergewöhnlich starke Produkte, finanzielle Stärke und enormes Talent im Unternehmen", sagte Brahmawar der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Aber wir haben zu wenig in unsere Marke investiert und in die Kundenansprache. Zudem müssen wir unser Produktangebot straffen und stärker auf ein Ökosystem mit Partnerschaften setzen."

Zunächst werden die Weichenstellungen aber auch Geld kosten. "Wir werden in unserer strategischen Neuausrichtung sowohl zusätzliche Investitionen tätigen als auch Ausgaben für Forschung und Entwicklung stärker in Zukunftsbereiche lenken", sagte der Manager. Im laufenden Jahr steckt das Unternehmen rund 50 Millionen Euro in den Umbau, rund die Hälfte davon sind zusätzliche Investitionen.

Bei der Marge des operativen Ergebnisses (bereinigtes Ebita) geht Finanzchef Arnd Zinnhardt 2019 daher auch von einem Rückgang auf 28 bis 30 Prozent aus nach 31,5 Prozent im Vorjahr. Analysten hatten sich deutlich mehr erhofft. Ab 2020 soll das Lizenzerlösmodell des Unternehmens auf ein Abonnentensystem umgestellt werden - Umsätze fließen dann nach und nach als Miete, nicht als Einmalbeitrag. Das soll noch einmal bis zu 2 Prozentpunkte bei der Marge kosten.

"Auch wenn angesichts unseres Schwenks hin zu Mietsoftware die Zahlen bei Umsatz und Ergebnis ab 2020 beeinträchtigt werden, sehen wir schon in diesem Jahr einen deutlich besseren Trend im Geschäft", sagte Brahmawar. Bereits 2021 soll sich das auch wieder in den Erlösen und bei der Marge widerspiegeln.

Ergänzt werden könnte das Wachstumsprogramm durch Übernahmen. "Für Zukäufe könnten wir sicherlich 1 bis 1,5 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um uns etwa bei der Datenanalyse oder im IoT-Geschäft zu stärken. Unsere strategische Neuausrichtung ist aber vorwiegend auf organisches Wachstum ausgerichtet", so Brahmawar.

Im vergangenen Jahr hatte die Software AG in ihrem Schlussquartal mit einem schwachen Geschäft bei den wichtigen Lizenzen in der Integrationssoftware zu kämpfen, weswegen das Unternehmen hier auch die Jahresprognose verfehlte. Währungsbereinigt konnte das Geschäft, das Software zur Integration verschiedener IT-Systeme in Unternehmen anbietet, nur knapp zulegen.

"Das Geschäft in den USA war auch wegen ausbleibender Regierungsaufträge im Vergleich mit dem Vorjahresquartal zuletzt schwierig", sagte Brahmawar. "Einige Verträge haben sich auch ins erste Quartal verschoben. Generell sind die USA aber weiter ein Schwerpunkt unserer strategischen Ausrichtung."

Auf Jahressicht verzeichnete der Konzern einen Umsatzrückgang von 2 Prozent auf 865,7 Millionen Euro - ohne den Einfluss von Wechselkursen wäre der Erlös aber um 2 Prozent gewachsen. Beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen konnte die Software AG im Schlussquartal trotz eines Rückgangs etwas mehr vorweisen als von Experten zuvor geschätzt.

Auf Jahressicht lag das operative Ergebnis mit 272,9 Millionen Euro ebenfalls 2 Prozent unter dem Vorjahreswert, die entsprechende Marge sank leicht von 31,8 auf 31,5 Prozent. Unter dem Strich kletterte der Konzernüberschuss jedoch um 17 Prozent auf 165,2 Millionen Euro, weil unter anderem das Finanzergebnis besser ausfiel und der Konzern nicht so viel für die aktienkursabhängige Vergütung und für Steuern aufwenden musste.

Bei der Integrationssoftware zur Vernetzung von IT-Systemen geht der Konzern von einem Wachstum von währungsbereinigt zwischen 3 und 7 Prozent aus, wenn die Geschäfte mit der Maschinensoftware und aus der Cloud ausgeklammert werden. Dieser noch kleine Bereich soll mit 75 bis 125 Prozent aber deutlich schneller zulegen als von Experten erwartet. Im angestammten Datenbankgeschäft rechnet die Software AG mit einem Rückgang von bis zu 5 Prozent./men/zb/jha/