Milliardenschwere Abschreibungen auf Beteiligungen am angeschlagenen Bürovermittler WeWork und dem Fahrdienst Uber haben dem japanischen Technologieinvestor Softbank einen Rekordverlust beschert.

Wegen stark geschrumpfter Werte der Investitionen des Vision Funds sei im abgelaufenen Geschäftsjahr ein operativer Fehlbetrag von umgerechnet fast 12,1 Milliarden Euro angefallen, teilte das hoch verschuldete Unternehmen des weltweit bekannten Gründers Masayoshi Son am Montag mit.

Nun sollen Verkäufe in der die Situation noch verschärfenden Coronakrise für dringend nötige Liquidität sorgen. Zum einen soll die Beteiligung am chinesischen Onlinehändler Alibaba um fast elf Milliarden Euro schrumpfen, zum anderen will sich Softbank wohl auch von Anteilen an der Telekom-Tochter T-Mobile US trennen. Einem Medienbericht zufolge verhandeln die Japaner mit der Deutschen Telekom über einen Deal, der letztlich den Anteil der Bonner an dem US-Mobilfunker auf über 50 Prozent hieven würde.

Derzeit liegt die Beteiligung der Telekom an der neuen T-Mobile US, die erst im April die Fusion mit der Softbank-Tochter Sprint über die Bühne gebracht hat, bei 43 Prozent. Eine Stimmrechtsvereinbarung mit Softbank erlaubt es Europas größtem Telekomkonzern, auch für die bei Softbank liegenden Aktien in Höhe von 23 Prozent die Stimmrechte auszuüben und die Tochter zu konsolidieren. Diese Einigung wäre wohl hinfällig, sollten die Japaner an jemand anderen als die Bonner verkaufen. Aus dem Bericht des "Wall Street Journal", der sich auf nicht näher genannte Insider bezieht, geht nicht hervor, ob ein Komplett- oder Teilverkauf verhandelt wird. Die Deutsche Telekom wollte keine Stellung nehmen. Der Marktwert von T-Mobile US liegt derzeit bei rund 120 Milliarden Dollar, die Deutsche Telekom kommt auf etwa 65 Milliarden Euro.

Softbank hat selbst sowie über den Vision Fund seine Hände in vielen Geschäften. Allein der Vision Fund hat 75 Milliarden Dollar in insgesamt 88 Startups gesteckt - beispielsweise auch den Berliner Gebrauchtwagenhändler Auto1, die inzwischen weniger als 70 Milliarden Dollar wert sind. Allein auf WeWork und Uber entfallen Abschreibungen von fast zehn Milliarden Dollar. Weitere 7,5 Milliarden Dollar machte die Coronavirus-Pandemie zunichte, was letztlich zu einem Betriebsverlust des Vision Fund im abgelaufenen Geschäftsjahr von 18 Milliarden Dollar führte. Es war das dritte Minus in Folge.

Details zu einzelnen Investitionen gab es wenige von Softbank. Dafür verglich Son die Krise mit der Großen Depression. Die japanische Wirtschaft ist erstmals seit viereinhalb Jahren wieder in eine Rezession gerutscht. Softbank warnte vor weiteren Negativschlagzeilen. Die Unsicherheit wird demzufolge im laufenden Geschäftsjahr andauern, weswegen sich niemand zu einer möglichen Dividendenzahlung äußern wollte. Son kündigte "vorsichtige" Investitionen an und bezeichnete die milliardenschwere Beteiligung an WeWork, die Softbank auf die Füße fiel, als "Fehler". Einen prominenten Unterstützer hat Son inzwischen verloren. Alibaba-Gründer Jack Ma verlässt den Softbank-Board, in den viele neue Gesichter Einzug halten.